Konform mit unseren Erwartungen hat die SNB den Leitzins entgegen der verbreiteten Meinung zahlreicher Ökonomen unverändert bei 1.75% belassen. Die SNB unterstrich damit nicht nur ihre Unabhängigkeit von anderen Währungshütern wie etwa der EZB, welche eine Zinserhöhung um 25 Bps bekanntgegeben hatte, sondern sendete mit ihrer Entscheidung auch kräftige Signale aus, dass dies der Zinsgipfel sein könnte. Aktuell spiegelt der Zinsmarkt diese Annahme mit einer vorherrschenden Ruhe wider, wenngleich die Anfälligkeit für eine baldige Volatilität weiterhin besteht.
Wenn wir die Entwicklung seit dem vergangenen Jahr rekapitulieren, erlebten wir einen zügigen Zinsanstieg in fünf aufeinanderfolgenden Schritten von negativen 0.75% auf 1.75%, was rückblickend als eine recht restriktive Geldpolitik interpretiert werden kann. Setzt man jedoch diese Entwicklung in einen historischen Kontext und relativiert lediglich das Zinsniveau, wird schnell klar, dass das gegenwärtige Zinsumfeld unter dem langjährigen Durchschnitt verharrt. Nichtsdestotrotz war der Anstieg sehr aggressiv, weshalb nun die makroökonomischen Auswirkungen akribisch beobachtet und entsprechend evaluiert werden müssen.
Die Inflationsrate für den Monat September betrug 1.70% und bleibt trotz einer leichten Erhöhung im gewünschten Bereich. Zweitrundeneffekte sind nach wie vor ein Thema und dürften die Inflation bis zum Jahresende wieder an die 2.00%-Marke heranführen. Das SECO prognostiziert in seiner neuesten Einschätzung vom September, dass die Inflation im Gesamtjahr 2024 bei knapp 2.00% liegen dürfte und rechnet weiterhin mit moderaten, jedoch positiven realen Wachstumsraten für das BIP. Der Arbeitsmarkt zeigt Anzeichen einer leichten Abkühlung aufgrund eines Rückgangs in der Anzahl der gemeldeten offenen Stellen. Trotzdem sind die Beschäftigungsaussichten hoch und die Arbeitslosenquote niedrig – letztere wird aller Voraussicht nach auch weiterhin niedrig bleiben.
Diese Entwicklungen zeugen von der robusten Verfassung der Schweizer Wirtschaft und einer anhaltenden Inflationsdynamik, die nahe am Inflationsziel der SNB liegen dürfte. Zusätzliche Zinserhöhungen könnten der Wirtschaft in der aktuellen Lage mehr schaden als eine inflationsmindernde Wirkung entfalten, da insbesondere die Mehrrundeneffekte, die durch die Zinssteigerungen nun die Preissteigerung anfachen, aus geldpolitischer Perspektive toleriert werden müssen. Die Zinsswap-Kurve deutet momentan keinen weiteren Zinsschritt für dieses Jahr an und die kurvenförmige Struktur hat an Deutlichkeit zugenommen.
Avobis geht davon aus, dass es dieses Jahr keine weiteren Zinserhöhungen geben wird und sind überzeugt, dass die SNB die importierte Inflation durch die Stärkung des Schweizer Frankens weiterhin effektiv entgegensteuern wird. Die Prognose für die Swap-Kurve gestaltet sich momentan als komplex, wobei insbesondere das langfristige Segment anfällig für Schwankungen erscheint. Diese Volatilität dürfte primär durch unerwartete Inflationsschübe und durch globale Zinsentwicklungen beeinflusst werden.