Die aktuelle Situation deutet darauf hin, dass die SNB bereits im März eine Senkung des Leitzinses ankündigen könnte, sofern nicht bereits in der bevorstehenden Sitzung diese Woche eine überraschende Entscheidung getroffen wird. Die aktuelle Entwicklung der Zinskurven in Kombination mit der Inflationsdynamik und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen macht ein Festhalten am jetzigen Leitzinsniveau zunehmend ineffizient. Die Inflationsrate liegt, trotz Anpassungen im Mietpreisindex, bei 1.40% auf Jahresbasis und somit tiefer als im Vormonat. Die Anhebung des hypothekarischen Referenzzinssatzes im Juni hat sich nun in den Inflationszahlen vom November niedergeschlagen, was sich insbesondere in einer jährlichen Steigerung des Segmentes Wohnungsmiete um 2.42% bzw. einem Beitrag von 0.45% zum gesamten Warenkorb (LIK) äussert. Mit der neuerlichen Erhöhung des Referenzzinssatzes anfangs Dezember sehen sich einige Mieter kurz vor Weihnachten mit Ankündigungen weiterer Mietzinserhöhungen konfrontiert. Diese Kaskadeneffekte, hauptsächlich bedingt durch das erhöhte Zinsniveau, dürften im kommenden Jahr die Hauptinflationstreiber werden und gegen ein Festhalten am aktuellen Leitzinsniveau sprechen.

Die ursprünglichen Inflationstreiber, ausgelöst durch höhere Importpreise, sind mittlerweile abgeschwächt und tragen sogar geringfügig zu einem deflationären Effekt bei (Abbildung 1). Die gezielte Stärkung des Schweizer Frankens hat nicht nur bei der Inflationsbekämpfung geholfen, sondern auch zu Höchstwerten in den Wechselkursen geführt. Diese Entwicklung hat schrittweise negative Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft, insbesondere den Exportsektor, der sich ohnehin von einer schwachen Nach- frage in den Absatzmärkten betroffen sieht. Diese Tatsache unterstreicht, dass die SNB nun ihre aktiven Währungskäufe einstellen könnte, um unnötigen wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden.

Die aktuellen Prognosen deuten darauf hin, dass die Schweizer Wirtschaft in den kommenden Jahren, parallel zur globalen Wirtschaftslage, eine Abschwächung und unterdurchschnittliche Wachstumsraten erfahren könnte (Abbildung 2). Obwohl der private Konsum durch eine robuste Arbeitsmarktsituation und positive Beschäftigungsaussichten teilweise stabilisierend wirken kann, wird dies nicht ausreichend sein, um einen umfassenden Aufschwung zu erzielen. Zudem sehen sich zahlreiche Unternehmen, insbesondere im Baugewerbe, mit der Herausforderung einer zunehmend restriktiven Kreditvergabe konfrontiert, was das Wachstumspotenzial weiter einschränkt. Eine Auflockerung der Finanzierungsbedingungen könnte hier Abhilfe schaffen.

Am Swapmarkt ist derzeit eine noch optimistischere Stimmung als im Vormonat zu verzeichnen. Die Aggregation der Markterwartungen ergibt eine Zinskurve, bei der die Sätze für alle Laufzeiten deutlich unter dem SARON- Satz liegen (Abbildung 3). Dies wirft die Frage auf, inwiefern dieser Zustand noch einen restriktiven Effekt hat, insbesondere da nun festverzinsliche Kredite zu Bedingungen abgeschlossen werden können, bei denen bereits erhebliche Leitzinssenkungen eingepreist sind (Abbildung 4). Aufgrund dieser Argumentationen erwarten wir bereits im März 2024 die erste Leitzinssenkung um 25 Bps und weitere Anpassungen im Verlauf des nächsten Jahres (Abbildung 4).

Burak Er ist Head Research bei der Avobis Group AG