In einer aktuellen Studie untersucht der globale Immobiliendienstleister CBRE die aktuelle Situation sowie die Zukunft der Büronutzung in der Schweiz im Vergleich zum übrigen Europa. Der Büromarkt erfährt einen Paradigmenwechsel: Die Digitalisierung und Flexibilisierung der Arbeitswelt definieren die Anforderungen an Funktion und Design des Büros neu. In der Post-Covid-Wissensgesellschaft entwickeln sich hybride Arbeitsplatzmodelle zur neuen Norm. Auf der Basis einer systematischen Auswertung der schweizweit durchgeführten Arbeitsplatzstrategie-Projekte der letzten zwei Jahre, in welcher 33 Arbeitsplatz-Strategie-Projekte mit einer Bürofläche knapp 50.000 qm analysiert wurden, konnte CBRE für die Schweiz folgende zwei Trends herausarbeiten, denen sich Firmen unterschiedlicher Branchen verschreiben:

Trend 1: „Office as a destination“
Einige Unternehmen setzen auf ein bewusst inszeniertes Zurück zu einer neuen und anderen Art von Büro – einem Büro, das durch Begegnungs- und Erlebnisqualität besticht. Der Arbeitnehmer spürt, dass es sich lohnt, die Anfahrt ins Büro in Kauf zu nehmen und auf die Vorzüge des Homeoffice zu verzichten – zumindest für den Grossteil der Arbeitswoche. Das neue Büro wird zum Marktplatz des Wissens, ein Ort für effektiven Austausch und produktive Kollaboration, der das Zugehörigkeitsgefühl zur Organisation stärkt.

Trend 2: „Homeoffice als Mittel die Kostenstruktur nachhaltig zu verbessern“

Andere Unternehmen sehen in der dauerhaften und konsequenten Einbindung des Homeoffice in die Organisationsabläufe eine Chance, ihre Kostenstruktur nachhaltig zu verbessern und die Unternehmensprozesse bewusst virtueller, vernetzter und nicht zuletzt auch „karbonfreier“ zu gestalten.

In der Schweiz wurde die «Return-to-Office»-Phase zügiger bewältigt als im übrigen Europa

Laut dem aktuellen CBRE European Occupier Survey, der Zahlen inklusive Q1 2023 berücksichtigt, zeigt sich, dass das Gros der befragten Unternehmen in ganz Europa immer noch mit einem sehr niedrigen Büroanwesenheitsdurchschnitt ringt: ganze 48% der Firmen stellten fest, dass ihre Angestellten höchstens 40% der Gesamtarbeitszeit, also maximal 2 Tage pro Woche, wieder im Büro arbeiteten. Ein sehr niedriger Wert: bei fast der Hälfte der befragten Firmen werkten die Mitarbeiter also immer noch 3 Tage oder mehr «remote». Gerade einmal 3% der befragten Firmen gaben an, dass deren Mitarbeiter wieder mindestens 4 Tagen die Woche durchgehend vom Büro aus arbeiten würden.

In der Schweiz verlief die Return-to-Office-Phase zwar zügiger, aber das Homeoffice bleibt hoch im Kurs: die Mehrheit (ca. 52%) der von CBRE betreuten Unternehmen gibt an, dass ihre Mitarbeiter im Schnitt 2 bis 3 Tage im Homeoffice verbringen. Im Vergleich zum übrigen Europa liegt das Büroanwesenheitsmittel in der Schweiz jedoch deutlich höher: Die mittlere Büroanwesenheit von 61.4%kontrastiert mit 43.7% in Europa. Angestellte in der Schweiz verbringen also pro Woche knapp einen ganzen Tag mehr im Büro als Angestellte im übrigen Europa.

«Hybrides Arbeiten» wird sich post-Covid auf einem Niveau einpendeln, das deutlich höher liegt als vor der Pandemie.

Obwohl sich bereits vor Covid in der Schweiz ein zaghafter, aber stetiger Trend zu ortsungebundeneren Arbeitsweisen abzeichnete. Vor dem Ausbruch 2019 lag der Anteil an Erwerbstätigen, die «Teleheimarbeit» praktizierten, bei knapp 25%. Gemäss Schweizer Bundesamt für Statistik arbeitete also jeder vierte Arbeitnehmer «gelegentlich oder regelmässig eine bestimmte Zeit von zuhause aus».

 Covid wirkte dann aber als Trend-Booster: Nach der Pandemie, im Jahr 2022, lag der Anteil der Teleheimarbeitenden bei über 37%. Auch wenn das Niveauniedriger war als im Vergleich zum Spitzenjahr 2021, liegt der schweizweit erfasste Prozentsatz an Erwerbstätigen mit Teleheimarbeitsanteil jetzt mehr als 50% über dem Stand von vor der Pandemie. «Dadurch, dass die Schweiz im Vergleich zum übrigen Europa bereits eine schnellere und ausgeprägtere Rückkehr ins Büro erlebt hat, liegt es nahe anzunehmen, dass sich die Teleheimarbeit auf diesem Niveau stabilisieren wird», kommentiert Martin Pongratz, Direktor für Workplace Strategies bei CBRE, die Lage.

Dieser Schluss wird auch durch die Zahlen der CBRE-Projektdatenbank der letzten zwei Jahre gestützt, in welcher schweizweit 33 Projekte mit insgesamt ca. 50.000 qm Bürofläche erfasst wurden. Während der europäische Occupier-Survey zeigt, dass nur 49% der befragten Firmen ihren Homeoffice-Schnitt auf 1-2 Tagen/Woche reduziert haben, und die übrigen Befragten nach wie vor weitaus höhere Homeoffice-Anteile praktizierten, war in der Schweiz dieser Anteil fast doppelt so hoch: ganze 94% der Firmen, die sich mit der Zukunft ihrer Büroorganisation beschäftigten, hatten entschieden, den zukünftigen Homeoffice-Anteil auf wöchentlich maximal 1-2 Tage einzuschränken.