Die Bauwirtschaft gehört zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen der Welt – und ist gleichzeitig für die Entstehung von viel CO2 und Abfällen verantwortlich. Rund 38 Prozent des weltweit ausgestossenen CO2 ist auf die Baubranche zurückzuführen. Dazu kommen unzählige Tonnen an Bauabfällen, die jedes Jahr anfallen und zu grossen Teilen nicht mehr verwertet werden. Das Problem: Die Herstellung von Baumaterialien verbraucht sehr viel Energie und vernichtet wertvolle Ressourcen. Dabei lässt sich beides durch das sogenannte zirkuläre Bauen nachhaltig einsparen. Der neue DIN-Standard DIN SPEC 91484 soll jetzt klare Leitlinien für die Wiederverwertung von Baustoffen bringen. Der DIN-Standard DIN SPEC 91484 wurde vom Deutschen Institut für Normung (DIN) eingeführt und richtet sich an Bauakteure. Als Leitfaden soll die DIN-Norm den systematischen Umgang mit bestehenden Gebäuden erleichtern und eine klar formulierte und umfassende Übersicht anbieten, wie mit verbauten Materialien bei Rück- und Umbauarbeiten umzugehen ist.

Wesentlicher Bestandteil der DIN SPEC 91484 ist dabei das sogenannte Pre-Demolition-Audit. Bei dem zweistufigen Prozess werden grundlegende Daten zu Bauprodukten gesammelt, die anschliessend mit Fachgutachten geprüft werden. Die DIN-Norm ermöglicht dadurch festzustellen, welche Bauteile wiederverwendet werden können. Faktoren wie Gebäudelokalität und Nutzungsart werden bei diesem Prozess berücksichtigt. Das Pre-Demolition-Audit involviert dabei verschiedene Experten wie Architekten, Statiker, Denkmalschützer und Abbruchunternehmen. Die neue DIN-Norm soll auf der einen Seite der Bauwirtschaft einen klaren, freiwilligen Handlungsrahmen aufzeigen, wie mit Baustoffen beim Um- und Rückbau von Gebäuden nachhaltig umgegangen werden kann. Auf der anderen Seite dient die Norm gleichzeitig auch der Politik als Möglichkeit, zukünftige Gesetze und Regelungen, die die Wiederverwertung von Baustoffen beim Gebäudebau betreffen, mit der DIN SPEC 91484 zu verknüpfen.