Die Schweizerische Nationalbank erhöht den Leitzins um 0.25 Prozentpunkte auf 1.75%. Die Notenbank will damit die Inflation bekämpfen. IAZI rechnet mit einer Erhöhung der Mieten und der Finanzierungskosten für privates Wohneigentum und Mehrfamilienhäuser. 

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) strafft die Geldpolitik weiter und erhöht den Leitzins um 0.25 Prozentpunkte auf 1.75%. Die SNB hat dies heute anlässlich der geldpolitischen Lagebeurteilung bekanntgegeben. Das ist nun bereits der fünfte Zinsschritt in Folge. Noch vor einem Jahr betrug das Zinsniveau -0.75%. Die letzte Zinserhöhung ist am 23. März erfolgt. Die SNB erhöhte damals den Leitzins um 0.5 Prozentpunkte auf 1.5%. Die erneute Zinserhöhung geschieht vor dem Hintergrund eines immer noch vorherrschenden Inflationsdrucks. Zwar hat sich die Inflation in den letzten Monaten markant zurückgebildet und lag im Mai bei 2.2%. Doch die Notenbank verfolgt weiterhin das Ziel der Preisstabilität, worunter sie einen jährlichen Anstieg der Konsumentenpreise zwischen 0 und 2% versteht.

«Mit dem neuen Zinsschritt werden sich die Finanzierungskosten für privates Wohneigentum auf dem Immobilienmarkt nochmals erhöhen», sagt Donato Scognamiglio, CEO der IAZI AG. Bisher habe die Saron-Hypothek den Hypothekarnehmern eine gewisse Zuflucht vor den stark gestiegenen Zinsen für Fixhypotheken gewährt, doch mit dem neuen Zinsschritt werde sich die Zinsdifferenz zwischen den Saron- und den Fixhypotheken nochmals verringern. Die Höhe der Saron-Hypothek ergibt sich approximativ aus dem Leitzins der Schweizerischen Nationalbank und einer Bankmarge von rund 0.5 Prozentpunkten (50 Basispunkte). Es ist daher durchaus möglich, dass der Saron bis Ende Jahr auf 2.5 Prozent oder mehr ansteigen könnte, sollte die SNB weiter an der Zinsschraube drehen. «Dies wird sicherlich einen dämpfenden Einfluss auf die Nachfrage nach privatem Wohneigentum ausüben», sagt Donato Scognamiglio. Ob damit auch die Preisentwicklung von Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen gebremst werde, sei nicht auszuschliessen. Günstigere Preise wären vor allem für jüngere Familien eine gute Nachricht.

Auch auf Besitzer von Mehrfamilienhäusern kommen höhere Finanzierungskosten zu. «Wer ein Renditeobjekt besitzt, ist gut beraten, die Amortisation der Hypothekarschulden voranzutreiben». Laut Donato Scognamiglio dürften sich auch die Mieten verteuern, allerdings sei dieser Effekt zeitverschoben. So werden die höheren Zinssätze für Hypotheken den hypothekarischen Referenzzinssatz mittelfristig weiter erhöhen. Die nächste Publikation des Referenzzinssatzes ist am 1. September vorgesehen. Eine weitere Erhöhung gibt den Vermietern die Möglichkeit, die Mieten anzupassen. «Besonders steigende Mieten werden zu einem Dilemma für die Nationalbank», so Scognamiglio «denn höhere Mieten bedeuten auch höhere Inflation. Die Nationalbank bekämpft und heizt gleichzeitig die Inflation weiter an.»

Property Captain: straffe Geldpolitik wird wahrscheinlich länger anhalten

Aufgrund der positiven Inflationsdynamik, die sich im Mai mit 2.20% gegenüber dem Vorjahr und 0.30% gegenüber April manifestierte, hat die SNB sich für einen milden Schritt von 25 Bps entschieden. Der Zinsmarkt hatte allerdings eine Erhöhung von 50 Bps als wahrscheinlicher eingepreist, schreibt Property Captain zum SNB-Zinsentscheid.  Ungeachtet der positiven Inflationsdynamik darf ein entscheidender Faktor nicht übersehen werden: Die Inflationsrate überschreitet nun seit 16 aufeinanderfolgenden Monaten das von der SNB festgelegte Inflationsziel von 2.0%. Zudem ist der positive Inflationstrend in den vergangenen Monaten durch eine anziehende Teuerungsspirale gefährdet, die durch die Anpassung des hypothekarischen Referenzzinssatzes und die damit einhergehende Möglichkeit, Bestandsmieten zu erhöhen, zusätzlich befeuert wird. Eine solche anhaltende Abweichung von der Inflationszielsetzung ist für Schweizer Verhältnisse nicht akzeptabel und erfordert eine entschiedene geldpolitische Reaktion. Daher signalisiert die SNB ihre Bereitschaft, in ihrer nächsten Sitzung im September den Leitzins erneut anzuheben. Dies unterstreicht ihr entschlossenes Handeln, die Preisstabilität zu gewährleisten.

Dennoch stellt die Rückführung der Inflation auf das vertraute Niveau vor der Pandemie eine Herausforderung dar, wie wir es auch in den USA und der EU beobachten können. Die US-Notenbank hat den Inflationskampf noch nicht ganz gewonnen, fühlt sich aber dennoch wohl genug, um eine kurze Verschnaufpause einzulegen. Dabei hat sie unmissverständlich signalisiert, dass für dieses Jahr noch zwei weitere Zinsschritte von jeweils 25 Bps in Planung sind. Die Europäische Zentralbank hingegen beabsichtigt mindestens eine weitere 25 Bps Zinserhöhung im Juli und erwägt danach eine Auszeit. Obwohl die geplanten Zinsschritte im Vergleich zu den bisherigen eher gering ausfallen, sind sie dennoch klare Indikatoren dafür, dass die Phase der straffen Geldpolitik wahrscheinlich länger anhalten wird.

Es ist wichtig zu bedenken, dass geldpolitische Massnahmen generell eine zeitverzögerte Wirkung auf die Wirtschaft haben. Im Moment zeigt sich die schweizerische Wirtschaft stabil und die Aussichten sind positiv. Doch eine anhaltende strenge Geldpolitik wird langsam aber sicher etwas auf die Schweizer Wirtschaft drücken. Eine weitere Erhöhung um 25 Bps ist aufgrund der aktuellen Situation jedoch trotzdem zu erwarten.