Die HIG Immobilen Stiftung forschte in einer zweiteiligen Studie unter dem Titel «Neue Räume» nach dem Bild vom idealen Lebens-, Wohn- und Arbeitsraum. Befragt wurden Experten und Laien in einem zweistufigen Verfahren. Als wichtigste Spannungsfelder taten sich die Ambivalenz zwischen dem Wunsch nach Individualität und dem Bedürfnis nach Gemeinschaft sowie die Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatem hervor. Wie eine Balance hergestellt werden kann, hänge von der jeweiligen Zielgruppe ab und werde massgeblich durch die Lage und Mobilitätsanbindung sowie den Preis der Wohnung beeinflusst, lautet ein Fazit der Studie.

Befragt wurden Geschäftsleiter und Personalverantwortliche aus verschiedenen Branchen sowie Anbieter und Verwalter von Wohnimmobilien. Die Gespräche hätten gezeigt, dass es gilt, die Ambivalenz zwischen dem Wunsch nach Individualität und dem Bedürfnis nach Gemeinschaft sowie die Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatem auszubalancieren. Neue Nutzungen wie Mobilitäts-Apps und Co-Working-Spaces werden bereits erprobt, und der erste Teil der Studie «Neue Räume» habe das Bedürfnis danach erhärtet. Da Politik und Gesetzgeber Arbeiten und Wohnen aber immer noch als getrennte Bereiche betrachten, liessen die heutigen Baugesetze zu wenig Spielraum, um «neue Räume» für eine flexiblere Arbeits- und Freizeitgestaltung in den Wohnquartieren zu entwickeln, heisst es in der Studie.

Wenn Arbeiten und Wohnen wieder stärker aufeinandertreffen, haben «neue Räume» die Aufgabe, den Wunsch nach Individualität und das Bedürfnis nach Gemeinschaft auszubalancieren. Hier setzte der zweite Schritt der Studie an: In einer quantitativen Online-Befragung von 331 Teilnehmenden ermittelte die HIG, wie die Balance der unterschiedlichen Wohnbedürfnisse aus Sicht verschiedener Zielgruppen idealerweise gelingt, wo Kompromisse gemacht werden können und welche idealtypischen Wohnszenarien am beliebtesten sind.

Angesichts der Studienergebnisse dürften sich viele Immobilienentwickler in ihrem Kurs bestätigt sehen, schreiben die Autoren. Wer zum Beispiel ein zielgruppen- und ortssensibles Raumangebot wie Kleinwohnungen in städtischen Zentren, WG-taugliche Wohnungen in Hochschulnähe oder kostengünstige Nutzungen wie Grillplatz oder Kaffee-Ecke erstellt, folge damit den Bedürfnissen der durchschnittlichen Nutzerschaft. Um die tatsächlichen Bedürfnisse einer potenziellen oder bestehenden Bewohnerschaft zu ermitteln, sei es aber für Immobilienentwickler ratsam, neben der Markanalyse auch dialogbasierte Partizipation in die Immobilienentwicklung zu integrieren.