Die erste Studie «Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Immobilienwirtschaft in der Schweiz» wurde 2014 publiziert. Nun wurde die Statistik um kantonale Daten erweitert und in einem «Digitalen Atlas der Immobilienwirtschaft Schweiz» online zugänglich gemacht. Das Zahlenmaterial wurde erneut im Auftrag des HEV Schweiz und des Bundesamtes für Wohnungswesen (BWO) von pom+ und Rütter Soceco zusammengetragen und aufbereitet. Die aktuellen Zahlen zur Wertschöpfung der Immobilienwirtschaft in der Schweiz zeigen, wie wichtig die gesamte Immobilienbranche für die Schweizer Wirtschaft ist.

Stärker gewachsen als die Gesamtwirtschaft

«Die Immobilienwirtschaft trägt 11 Prozent zur Schweizerischen Wirtschaftsleistung bei. Rechnet man die Mieteinnahmen der privaten Vermieter sowie den Eigenmietwert hinzu, sind es sogar 17 Prozent. Keine Einzelbranche allein erreicht dieses Gewicht», erläuterte aNR Hans Egloff, Präsident des HEV Schweiz, an einer Medienkonferenz. Zwischen 2011 und 2017 ist die immobilienbezogene Bruttowertschöpfung um 12 Prozent gestiegen und damit stärker gewachsen als die Gesamtwirtschaft (8 %). Pro Jahr werden 114 Milliarden Franken an Mehrwert erzeugt. «Die Branche beschäftigt insgesamt 566’000 Vollzeitäquivalente. Da gerade in der Immobilienbranche zahlreiche Teilzeitbeschäftigungen vorliegen, liegt die Zahl der in der Branche beschäftigten Personen deutlich darüber», hielt Präsident Egloff weiter fest.

Der Gebäudebestand in der Schweiz ist im gleichen Zeitraum von 2.6 auf 2.75 Millionen Gebäude gewachsen. Fast zwei Drittel davon dienen dem Wohnen, wobei eine Million Einfamilienhäuser im Gebäudepark Schweiz dominieren. Die Neuinvestitionen konzentrieren sich hingegen vermehrt auf den Bau von Mehrfamilienhäusern, bei welchen ein Drittel aus zwei Wohneinheiten besteht. Mehr als die Hälfte von den gegenwärtig rund 4.5 Millionen Wohnungen sind Privateigentum.

Von Kanton zu Kanton unterschiedlich

Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Immobilienwirtschaft unterscheidet sich je nach Kanton deutlich. Ihr Anteil am kantonalen BIP bewegt sich zwischen 8 Prozent im Kanton Basel-Stadt und 24 Prozent im Kanton Uri. In den ländlichen Kantonen haben die Bauwirtschaft und die verbundenen Bereiche tendenziell eine höhere Bedeutung als in den städtischen Kantonen. In letzteren spielen die Branchen wie die Gebäudebetreuung und Sicherheit, Architektur- und Ingenieurbüros und das Wohnungswesen eine grössere Rolle.

Über die Einkommenssteuern der Beschäftigten fallen beim Staat insgesamt 5.8 Milliarden Franken Steuern an. Die Unternehmensgewinnsteuern tragen weitere 2.5 Milliarden Franken bei. Hinzu kommen Steuererträge, welche direkt aus der Immobilienbranche stammen, beispielsweise Grundsteuern. Insgesamt belaufen sich die gesamten immobilienbezogenen Steuereinnahmen auf 14.2 Milliarden Franken. Dies entspricht 11 Porzent der Steuereinnahmen der Schweiz.

Martin Tschirren, Direktor des Bundesamtes für Wohnungswesen (BWO), betonte: «Auf Marktinformationen ist auch die Politik angewiesen. So zeigt die aktualisierte Studie auf, dass rund zwei Drittel der Geschossflächen aller Wohngebäude den Mehrfamilienhäusern zuzuordnen sind. Von den 90’000 zwischen 2011 und 2017 neu gebauten Wohngebäuden handelt es sich zur Hälfte um Mehrfamilienhäuser, wodurch deren Anzahl und damit auch ihr Anteil an der Geschossfläche prozentual stärker angestiegen ist. Dies bedeutet, dass der Boden effizienter genutzt wird. Die grösste Eigentümergruppe ist unverändert diejenige der Privatpersonen. Ihnen gehört fast die Hälfte der vermieteten Wohnungen, auch wenn ihr Anteil gegenüber jenem im Jahr 2000 merklich zurückging».

 Was gehört zur Immobilienwirtschaft, was nicht?

Zur Immobilienwirtschaft der Schweiz gehören der Immobilienbestand in der Schweiz und die Akteure, die diesen Bestand entwickeln (Architektur- und Ingenieurbüros), finanzieren und vermarkten (Finanzinstitute), produzieren und wiederverwerten (Bauunternehmen) und auch bewirtschaften (private und öffentliche Verwaltung sowie die Gebäudebetreuung und Sicherheit). Die Verknüpfung zwischen Bestand und Akteuren erfolgt über Prozesse und deren finanzielle Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft. Monetäre Bewertungen von privaten Eigenleistungen, wie zum Beispiel von Haus- und Umgebungsarbeiten, sind in der Studie nicht berücksichtigt.