Die Evaluation von neuen Technologien bringt viele Unternehmen in Schwierigkeiten. Aber im Endeffekt handelt es sich um ein Change-Projekt welches die oberste Führungsetage anstossen muss, sagt Martin Scheidegger, Gründer und Partner der Adapt Solutions AG. Die moderne Führungskraft sei heute Coach und nicht Peitschentreiber.

Die Gesellschaft wurde durch die Digitalisierung in den letzten Jahren grundlegend verändert. Wo sehen Sie den Stand dieses Wandels heute?

Martin Scheidegger: Wir sind auf gutem Wege, aber es gibt immer noch viel zu tun. Technologien wie IoT werden die Digitalisierung nochmals auf ein anderes Level hieven.

Sie unterstützen Firmen bei der Evaluation neuer Technologien. Wie schwierig ist es, einen Change-Prozess anzustossen?

Das ist eine gute Frage. Viele Unternehmen haben bei der Evaluation einer Business Software immer noch das Gefühl, dass es sich hierbei um ein IT- oder Finanzprojekt handelt. Dies bezieht sich sicherlich auf grosse Teilprojekte bei der Ablösung von alten Systemen. Aber im Endeffekt handelt es sich um ein Change-Projekt welches das Commitment der obersten Führungsetage fordert. Prozesse werden durch neuere Prozesse abgelöst. Jobprofile ändern sich, da neue oder andere Aufgaben dazukommen welche auch neue Verantwortungen und Kompetenzen mit sich bringen. Aber zurück zu ihrer eigentlichen Frage: Es ist wichtig, diesen Change-Prozess von Anfang an zu thematisieren. Nur so sind die Mitarbeitenden eines Unternehmens auf die sich verändernde Unternehmensstruktur sensibilisiert.

Es gibt Unternehmen, welche in der Vergangenheit Markführer waren, es aber verpasst haben, auf neue Technologien zu setzen. Wann ist es für eine Firma zu spät?

Das ist eine schwierige Frage auf welche ich keine pauschale Antwort geben kann. Aber wenn die Innovation nicht mehr vorhanden ist, dann wird es schwierig am Markt mitzuhalten. Es bleibt aber auch festzuhalten, dass Innovation Geld kostet.

Die Einstellung des Managements kann also darüber entscheiden, ob ein Unternehmen marktfähig bleiben oder irgendwann irrelevant für den Markt werden wird?

Ja, ich denke dies ist ein wichtiger Bestandteil der Aufgaben des Managements. Wichtig ist aber auch, auf Mitarbeitende zu hören welche sich stark mit der Firma identifizieren. Diese können das Management unterstützen im Bereich Innovation.

Was müssen Führungskräfte tun, damit die Mitarbeitenden für den Umgang mit neuen Organisationen und Technologien qualifiziert werden können?

Ganz einfach: Die Mitarbeitenden fördern und nicht überfordern. Das soll heissen, die Mitarbeitenden sollen in jenen Bereichen gefördert werden, welche sie interessiert. Die moderne Führungskraft ist heute Coach und nicht Peitschentreiber. Führungskräfte müssen die nötigen Mittel zur Verfügung stellen, damit die Mitarbeitenden für den Umgang mit neuen Organisationen und Technologien qualifiziert werden können. Dazu zählen Schulungen und eine angemessene Fehlerkultur, in welcher Erfolge gefeiert und Fehler nicht sofort bestraft werden.

Internet Security ist gegenwärtig ein wichtiges Thema. Sogar kleinere KMU werden von Hackern angegriffen. Was können diese dagegen tun?

Zeitgemässe Software einsetzen und sich auch mal einem IT-Securitycheck unterziehen lassen durch Experten. Das kostet zwar Geld, ist im Endeffekt aber günstiger als von Hackern lahmgelegt zu werden.

Oft geht das aber ins Geld und nicht alle KMU können sich dies leisten.

Ja, das ist klar. Aber zumindest ein kurzer Checkup sollte einem dies schon Wert sein. Auch eine Sensibiliserung auf das Öffnen von Mailanhängen kann schon wunder bewirken.

Wie schätzen Sie den Stand der Digitalisierung in der Immobilienbranche ein?

Ich denke die Immobilienbranche ist auf dem richtigen Weg. Mit BIM bzw. digitalen Zwillingen kann man bereits vieles Digital nachvollziehen. Man merkt, dass der Markt durch innovative Unternehmen geleitet wird. Diesen stehen aber auch innovative Startups zur Seite.

Speziell im Immobilienbereich gibt es eine grosse Anzahl von Start-ups, die sich disruptiv in die Branche drängen wollen. Wie beurteilen Sie die Qualität dieser PropTechs?

Das kann nicht pauschalisiert werden. Es gibt gute Ansätze und weniger Gute. Grundsätzlich finde ich disruptive Ansätze in jeder Branche gut. Nur so kann man sich von alten Fesseln lösen.

Martin Scheidegger ist Partner und Gründer der adapt solutions ag. Diese fokussiert sich auf die Optimierung von betriebswirtschaftlichen Prozessen und das Projektmanagement beim Kunden. Adapt plant anstehende Digitalisierungsprojekte und führt die Mitarbeitenden aktiv im Change-Prozess.