Die Lebenszyklusbetrachtung ist ein Fundament der Nachhaltigkeit. Dabei werden alle Lebenszyklusphasen Planung, Erstellung / Sanierung, Nutzung (Umnutzung, Modernisierung, Instandsetzung) sowie Abriss / Recycling eines Gebäudes in die Betrachtung miteinbezogen. Dies ermöglicht eine Kostensicherheit in der Erstellungs- und Nutzungsphase und gibt auch tatsächliche Auskunft über die ökologische Leistung des Daches. Die heute verbauten Materialien sind sehr robust und widerstandsfähig. Nichtsdestotrotz ist ein fachmännischer Unterhalt essenziell, damit das Dach seine Funktion vollumfänglich und zuverlässig erfüllen und dessen Lebenszeit verlängert werden kann. Auch der Rückbau und die Sanierungsmöglichkeiten sollten bereits in der Erstellungsphase berücksichtigt werden.

Der Dachbestand lag im Jahr 2018 bei 443 Mio. qm Dachfläche, wobei das Potenzial für neue Dachkonstruktionen (Neubau und Sanierung) im Bereich von ca. 16.3 Mio. qm pro Jahr geschätzt wird (Marktstudie 2020, Gebäudehülle Schweiz). Als Herausforderung gilt es nun bestehende Dachflächen nachhaltig und ökologisch zu nutzen oder zu sanieren sowie Neubauten nachhaltig auszulegen. Nachhaltigkeit heisst, die drei Säulen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt zusammenzubringen. Auch wenn wir das Dach nicht immer im Auge haben, es schützt die Immobilien und trägt massgeblich zu deren Wert bei. Deshalb lohnt es sich ab und an, genauer hinzuschauen.

Sanierung und Umnutzung

Eine Dachsanierung wird spätestens dann nötig, wenn das Dach seine Funktion nicht mehr erfüllen kann. Jedoch sind eine Ausweitung des Nutzens oder eine Umnutzung ebenfalls zu berücksichtigen, dabei spielt die Überlegung bezüglich Wertvermehrung und verkürzte Abschreibungsdauer mit. Die energetische Sanierung durch die richtige Dämmung bringt sowohl wirtschaftliche wie auch ökologische Vorteile. Der Energiebedarf für die Heizung / Kühlung des Gebäudes sinkt und das Innenraumklima wird verbessert. Zusätzlich unterstützt das Gebäudeprogramm die nachhaltige Sanierung noch finanziell.

Photovoltaik (PV) Anlagen sind ein zentrales Element, um die Ziele der Energiestrategie 2050 sowie der Reduktion des CO2 Ausstosses zu erreichen. Bestehende Dachflächen können genutzt und nachgerüstet werden. Eine PV-Anlage sollte mind. eine Laufzeit von 25 Jahren erreichen. Aus diesem Grund ist es wichtig den Zustand des Daches zu kennen (Alter, allg. Zustand, An- und Abschlüsse) und auch den Schichtaufbau auf technische und bauphysikalische Richtigkeit (Traglast, Beschattung etc.) zu prüfen. Die Lebensdauer des Daches und der PV Anlage müssen synchronisiert werden, um den ökologischen und ökonomischen Nutzen zu erreichen. Dies kann auch bedeuten, dass eine Dachsanierung vorgezogen wird. Der Zustand des Daches muss mindestens so gut sein, dass es eine PV-Anlage während ihrer gesamten Lebensdauer tragen kann.

Materialwahl

Der Dachaufbau von neu erstellten oder zu sanierenden Dächern ist stark von konstruktiven Gegebenheiten wie auch von technischen Anforderungen abhängig. Jedoch kann mit der richtigen Materialwahl die Nachhaltigkeit stark beeinflusst werden.

Zum Beispiel die Wahl einer Kunststoffdichtungsbahn als Abdichtung eines Flachdaches. Die Abdichtung aus TPO Kunststoffen hat sich auf Flachdächern seit über 30 Jahren bewährt und neuste Technologien sind seit kurzem auf dem Markt. Eine Kunststoffabdichtung zeichnet sich in der Verarbeitung durch den einlagigen Aufbau und die maschinelle Verschweissung sowie das Auskommen ohne Flamme und somit minimiertes Brandrisiko aus. Dazu kommen klar die ökologischen Vorteile. Die nur 1.8 mm dicke Abdichtung, das heisst im Vergleich zu andern Systemen die geringe Materialmenge, sowie die zugehörige Dämmschicht schlagen sich direkt in der Ökobilanz nieder. Die lose Verlegung ermöglicht einen einfachen Rückbau und das Material kann recykliert werden.

Biodiversität und Rückhalten von Wassermengen

Gerade die Unwetter des Sommers 2021 haben gezeigt, wie wichtig es ist, wenn das anfallende Regenwasser, zumindest teilweise, erst verzögert der öffentlichen Entwässerung zugeführt werden kann. Ein extensiv begrüntes Flachdach kann abhängig vom genauen Aufbau grosse Wassermengen speichern und zurückhalten. So kann ein Teil des Wassers verdunsten und das Entwässerungssystem wird entlastet. Die Vegetation verbessert das städtische Mikroklima und kann als natürlicher Lebensraum einen Beitrag zur Biodiversität leisten.

Rahel Nägeli Ganz ist Chefin Technik bei der TECTON Management AG

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