Ausgabe 25/2024 vom 21.06.2024.
Lesen Sie jeden Freitag in der «Crème de la Semaine» ausgewählte Informationen aus der Immobilienwirtschaft.
Neuer Bund fordert mehr Wohnungen und weniger Bürokratie
Die Wohnraumknappheit in der Schweiz ist akut. Es wird zu wenig gebaut. Die Hürden für Verdichtung und Umnutzung sind zu gross. Die Baubewilligungsverfahren dauern zu lange. Der neu gegründete Bund für mehr Wohnraum lanciert das «Wohnungspolitische Manifest» und fordert Erleichterungen für den Bau neuer Wohnungen und weniger Bürokratie
Der neu gegründete Bund für mehr Wohnraum will sich für den Bau von genügend Wohnungen in der Schweiz, für den Abbau von unnötigen Hürden und Einschränkungen sowie für einen fairen, gut funktionierenden Wohnungsmarkt einsetzen. Hierfür lanciert der Bund für mehr Wohnraum das «Wohnungspolitische Manifest» mit zahlreichen konkreten Forderungen, wie er in einem Communiqué mitteilt. Die grossen Herausforderungen im Schweizer Wohnungsmarkt liessen sich nur mit Massnahmen beheben, die das Wohnungsangebot effektiv vergrössern. Dazu zählen die erleichterte Aufstockung von bestehenden Wohnhäusern und die Gleichbehandlung aller Akteure, die in der Schweiz Wohnungen bauen. Eine übermässige Regulierung des Angebots sei dagegen nicht zielführend. Im Schweizer Wohnungsmarkt herrsche dringender Handlungsbedarf. Die Nachfrage nach Wohnraum übersteigt das Angebot massiv. Die Gründe sind die demografische Entwicklung, die Zuwanderung, die zunehmende Zahl kleiner Haushalte und der steigende Flächenbedarf pro Person. Die Schweiz benötigt jedes Jahr bis zu 50’000 zusätzliche Wohnungen. Doch dem Bau neuer Wohnungen stehen zahlreiche Hürden und Einschränkungen entgegen, und die Zahl der erteilten Baubewilligungen für Neubauten nimmt ab (seit 2016 um über 30 Prozent), schreibt der Bund.
«In Anbetracht dieser grossen Herausforderungen haben wir den Bund für mehr Wohnraum gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehören zahlreiche Persönlichkeiten und Verbände, welche sich in der Wohnungspolitik engagieren respektive die Eigentümerschaft sowie die Bau- und Immobilienwirtschaft in der Schweiz vertreten», sagt alt-Nationalrat Hans Egloff, Präsident HEV Schweiz. Der Bund für mehr Wohnraum fordert eine qualitativ hochwertige Verdichtung in den Städten und Agglomerationen, eine erleichterte Aufstockung von bestehenden Wohnhäusern, eine Erhöhung der Ausnutzungsziffern in Wohnzonen, eine bessere und flexiblere Durchmischung von Gewerbe- und Wohnzonen sowie eine einfachere Umnutzung von bestehenden Büro- zu Wohnimmobilien. Zudem fordert er eine Beschleunigung von Baubewilligungs-, Einsprache- und Gerichtsverfahren, eine konsequente Digitalisierung von Baubewilligungsverfahren, eine Erhöhung der Kostenfolgen bei missbräuchlichen Einsprachen, eine vernünftige Umsetzung der Lärmschutzverordnung sowie Lockerungen beim Denkmal- und Heimatschutz im Rahmen der Interessensabwägung. Im Vorstand des neuen Bundes sind auch Ständerätin Brigitte Häberli-Koller (Die Mitte, TG), Vizepräsidentin HEV Schweiz und Olivier Feller Feller (FDP, VD), Generalsekretär der Fédération romande immobilière.
Folgende Organisationen sind Gründungsmitglieder im Bund für mehr Wohnraum:
- Chambre genevoise immobilière, CGI
- Entwicklung Schweiz
- Fédération romande immobilière, FRI
- Hauseigentümerverband Schweiz, HEV
- Interessengemeinschaft privater professioneller Bauherren, IPB
- Schweizerischer Baumeisterverband, SBV
- Schweizerischer Verband der Immobilienwirtschaft, SVIT
- Union suisse des professionnels de l’immobilier, USPI
- Verband Immobilien Schweiz, VIS
- Vereinigung Zürcher Immobilienunternehmen, VZI
Leitzinssenkung: UBS erwartet letzte Senkung im September
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat einen geldpolitischen Entscheid getroffen, der im Vorfeld besonders unsicher war. Sie senkte ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 1,25 Prozent an ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung im Juni. Die SNB konstatierte zwar einen Anstieg der Inflation, der durch die Preise für inländische Dienstleistungen getrieben wurde, sah aber gleichzeitig einen Rückgang des unterliegenden Inflationsdrucks im Vergleich zum Vorquartal. Wir hatten im Vorfeld erwartet, dass die SNB ihren Leitzins unverändert beibehält, nicht zuletzt aufgrund des jüngsten Inflationsanstiegs.
Die SNB liess ihre bedingte Inflationsprognose weitgehend unverändert und senkte ihren längerfristigen Ausblick nur leicht um 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte (Abbildung 1). Hinsichtlich des Wirtschaftswachstums behielt die SNB ihre Prognose eines moderaten Wachstums für die Schweizer Wirtschaft bei und prognostiziert weiterhin ein BIP-Wachstum von «rund» 1 Prozent für 2024.
Da wir den neutralen Leitzins auf etwa 1 Prozent schätzen, prognostizieren wir eine letzte Zinssenkung durch die SNB. Auf der einen Seite wäre bei einer Inflation innerhalb des Zielbands von 0 bis 2 Prozent und einem Wirtschaftswachstum unter seinem Potenzial eine neutrale geldpolitische Haltung der SNB angemessen. Auf der anderen Seite hat sich die Inflation im 2. Quartal 2024 leicht beschleunigt, was einen vorsichtigen Lockerungszyklus rechtfertigt. Vor diesem Hintergrund bleibt der Zeitpunkt der letzten Zinssenkung ungewiss.
In unserem Basisszenario erwarten wir, dass die SNB ihren Leitzins im September um 25 Basispunkte auf 1,00 Prozent senken wird. Diese Prognose hängt von einer Verlangsamung der Inflation im Sommer 2024, einem moderaten Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken und dem Beginn des Lockerungszyklus in den USA ab. Die SNB könnte die nächste Zinssenkung auf 1,00 Prozent auch verschieben, bis die Inflation noch ein wenig mehr nachgegeben hat.
Devisenmarktinterventionen weniger im Fokus
Laut unseren Schätzungen hat die SNB seit Dezember 2023 nicht mehr am Devisenmarkt interveniert. Dennoch bekräftigte sie ihre Bereitschaft, «bei Bedarf» in diesen einzugreifen. Angesichts des Anstiegs der politischen Unsicherheit in Frankreich, der kürzlich zu einer raschen Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro geführt hat, schliessen wir kurzfristige Devisenkäufe durch die SNB nicht aus. In der Vergangenheit wurde dem Aufwertungsdruck auf den Franken, der mit politischer Unsicherheit verbunden war, oft mit Devisenmarktinterventionen begegnet.
Stärkerer CHF mittelfristig
Da die Entscheidung der SNB, ihren Leitzins weiter zu senken, von den Finanzmärkten nicht vollständig antizipiert wurde, hat der Schweizer Franken nach der Entscheidung abgewertet. Dennoch wird der Ausblick für den SNB-Leitzins unserer Meinung nach in den nächsten zwölf Monaten wahrscheinlich nicht der Haupttreiber des CHF-Wechselkurses sein. Da mehr als eine zusätzliche Zinssenkung durch die SNB unwahrscheinlich ist, wird sich der Fokus der Investoren auf den geldpolitischen Ausblick in der Eurozone und den USA verlagern. In diesem Zusammenhang glauben wir, dass der USD am wahrscheinlichsten gegenüber dem CHF abwerten wird, angesichts seiner hohen Bewertung und sobald die Fed beginnt, ihren Leitzins zu senken, wahrscheinlich im September.
Der EUR andererseits hat unserer Meinung nach weniger Spielraum, gegenüber dem CHF abzuwerten. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zwar ihren Lockerungszyklus begonnen, doch ist der CHF bereits leicht überbewertet gegenüber dem EUR. Allerdings könnte die Eskalation politischer Risiken den Euro belasten.
Anhaltender Seitwärtstrend bei langfristigen Renditen
Die langfristigen Zinssätze in der Schweiz waren bisher stabil. Wir erwarten, dass dieser Seitwärtstrend in den nächsten zwölf Monaten anhält und halten an unserer Prognose von 0,70 Prozent für die 10-jährigen Renditen Schweizer Staatsanleihen im Juni 2025 fest. Die Finanzmärkte dürften weiterhin eine moderate Lockerung der Geldpolitik sehen, was verhindern sollte, dass die langfristigen Zinssätze steigen. Gleichzeitig sind die Zinssätze in der Schweiz bereits heute niedrig, was wenig Potenzial gibt für einen weiteren Rückgang der Renditen.
Autoren: Maxime Botteron, Economist, UBS AG; Alessandro Bee, Economist, UBS Switzerland AG; Florian Germanier, Economist, UBS Switzerland AG
Edmond de Rothschild Real Estate SICAV: Anstieg der Mieteinnahmen
Zum 31. März 2024 verzeichnet das Nettoergebnis des Edmond de Rothschild Real Estate SICAV (ERRES) für das Geschäftsjahr 2023/24 unter Berücksichtigung der laufenden Erträge und Aufwendungen einen Rückgang von 7,9% und beläuft sich auf CHF 52,8 Mio. oder CHF 3,29/Anteil, wie die Fondsleitung mitteilt. Die Summe der Erträge ist gegenüber dem Vorjahr um 2,2% rückläufig. Im Gegensatz zum Geschäftsjahr 2022/23 erhält der Fonds in diesem Geschäftsjahr nämlich keine Zuflüsse aus der Kapitalerhöhung. Dieser Rückgang werde durch einen positiven Beitrag der Mieteinnahmen in Höhe von +2,6% teilweise ausgeglichen. Das Wachstum der Mieteinahmen beläuft sich auf +2,5% (CHF 2,4 Mio.) bei gleichbleibendem Konsolidierungskreis. Dieser Anstieg wird ergänzt durch Einnahmen aus Zukäufen, die im Vorjahr getätigt wurden (CHF 2,6 Mio.), und aus vier neuen Zukäufen (CHF 2,4 Mio.).
Mietausfallquote nach wie vor niedrig
Zum 31. März 2024 lag die Mietausfallquote bei 2,10% der Gesamtmietverhältnisse, einschliesslich der gewährten Mietzinserlasse und -verluste, gegenüber 2,01% im Vorjahr. Der derzeitige Auszug des Hauptmieters aus dem Objekt Veyrot 11 in Meyrin (GE) belastet das ansonsten positive Gesamtergebnis. Die Ausgaben per 31. März 2024 stellen 52,4 % der Erträge dar, gegenüber 49,5 % im letzten Geschäftsjahr. Die Ausgaben für die Immobilien (Instandhaltung und Renovierung, Verwaltung und direkte Ausgaben) lagen stabil bei 15,9 % der Gesamterträge. Die Hypothekenzinsaufwendungen stiegen um 69,4% auf CHF 11,1 Mio. und brachten damit die steigenden Zinsen in der Schweiz und die höheren Finanzierungsvolumen im Portfolio zum Ausdruck. Die Steuerlast ist in Prozent der Erträge gesunken, da ein grösserer Teil der Immobilien indirekt gehalten wird, sowie aufgrund von Steuerbefreiungen für bestimmte Objekte mit HPE- Zertifizierung und der Rücknahme von Rückstellungsüberschüssen. Die Betriebskosten des Fonds (TER) blieben stabil bei 0,61% des Gesamtvermögens (GAV).
Neun Immobilien verkauft
Neun Immobilien wurden im Berichtszeitraum verkauft, was zu einem Gewinn nach Steuern von CHF 10,5 Mio. und damit zu einer Nettomarge von über 12% auf die erzielten Verkaufspreise führte. Damit beläuft sich das realisierte Geschäftsjahresergebnis auf CHF 63,3 Mio. Es stieg gegenüber dem Vorjahr um 2,0% und der Ertrag je Aktie beträgt CHF 3,94. Das Gesamtergebnis des Geschäftsjahres 2023/24 beläuft sich auf CHF 29,5 Mio. und ist damit gegenüber dem Vorjahr rückläufig. Dies lässt sich durch den nicht realisierten Verlust des Geschäftsjahres von CHF 33,7 Mio. infolge der aktuellen Marktbedingungen erklären.
Nach dem Kauf von vier Bestandsimmobilien und dem Verkauf von neun Immobilien im Geschäftsjahr umfasst das Portfolio zum 31. März 2024 147 Immobilien im Gesamtwert von CHF 2’883,6 Mio. mit folgender Aufteilung (in Prozent der Verkehrswerte): 59,3% Wohnimmobilien, 11,6% Mischimmobilien, 25,2% gewerbliche Immobilien und 3,9% Grundstücke und Objekte im Bau. Die geografische Verteilung der Objekte ist mehrheitlich auf die französische Schweiz ausgerichtet mit 54,2% des Verkehrswerts des Bestands im Kanton Genf und 20,7% im Kanton Waadt. Der Nettoinventarwert erreicht zum 31. März 2024 122,86 CHF/Anteil nach 124,81 CHF/Anteil im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dies entspricht einem Rückgang von 1,56%.
Die Ausschüttung einer Dividende von CHF 3,80 je Aktie mit einem Ausschüttungskoeffizienten von 79,03%, wird der Generalversammlung am 16. Juli 2024 zur Bewilligung vorgelegt.
Die Baupreise sind im April um 0.4 Prozent gestiegen
Im Hochbau erklärt sich der Anstieg des Preisindexes im Halbjahresvergleich hauptsächlich mit den höheren Preisen für «Elektroanlagen», für «Honorare» sowie für «Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Kälteanlagen». Die Preise stiegen in allen Regionen mit Ausnahme der Zentralschweiz, der Nordwestschweiz und der Genferseeregion. Das grösste Wachstum verzeichnete das Espace Mittelland (+1,0%), den deutlichsten Preisrückgang die Zentralschweiz (–0,6%). Im Tiefbau wurden im Vergleich zum vorangehenden Halbjahr bei den «Trassenbauten» (Oberbau, Erd- und Unterbau), die massgeblich zum Anstieg des Indexes beitrugen, sowie bei den «Honoraren» höhere Preise beobachtet. Ausser in der Zentralschweiz, in der Nordwestschweiz und im Tessin sind die Preise in allen Grossregionen gestiegen. Die grösste Zunahme verzeichneten das Espace Mittelland und die Ostschweiz (+1,2%), den deutlichsten Preisrückgang die Zentralschweiz (–1,0%).
Swiss Life REF (CH) ESG Swiss Properties: Ausgabepreis festgelegt
Kapitalerhöhung beim Swiss Life REF (CH) ESG Swiss Properties: Der Ausgabepreis beträgt CHF 114.80.
Die Emission wird kommissionsweise («best-effort basis») im Rahmen eines öffentlichen Bezugsangebots in der Schweiz durchgeführt. Drei Bezugsrechte berechtigen zum Erwerb von einem neuen Anteil. Die Bezugsfrist der Emission dauert vom 2. Juli bis am 12. Juli 2024, 12.00 Uhr MEZ. Insgesamt werden maximal 5 400 000 neue Anteile ausgegeben. Nicht gezeichnete Anteile werden allenfalls nicht emittiert, wodurch sich der Emissionsbetrag reduzieren kann. Der Ausgabepreis beträgt CHF 114.80 netto je Anteil und basiert auf dem Inventarwert per 31. März 2024, zuzüglich des Einkaufs in den laufenden Ertrag und der anfallenden Ausgabekommission in der Höhe von 1,5% (wovon 0,5% als Nebenkostenpauschale zugunsten des Fonds gehen wird). Am 16. Juli 2024 wird die effektive Anzahl der neu zu emittierenden Anteile bekannt gegeben, die Liberierung erfolgt am 17. Juli 2024.
Baloise: Emission im August geplant
Die Baloise Asset Management AG will im dritten Quartal 2024 für den Baloise Swiss Property Fund eine Kapitalerhöhung nach «best effort» durchführen. Das Ziel ist eine Emission von CHF 127 Mio. Damit würde die Fremdfinanzierungsquote des Fonds bei vollständiger Zeichnung auf 18.1 Prozent sinken. Eingesetzt werden soll das Neugeld zur Akquisition eines Portfolios bestehend aus sechs Liegenschaften mit einem Marktwert von CHF 126.25 Mio., vor allem mit Wohnnutzung. Das Bezugsverhältnis beträgt 6:1, die Bezugsrecht-Ausübungsfrist läuft vom 19. bis zum 27. August. Depotbank ist die UBS, als Market Maker fungiert Swiss Finance & Property.
DGNB mit neuer Zertifizierung für Sanierung und kleine Gebäude
Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat die Überarbeitung ihres Zertifizierungssystems für kleine Wohngebäude abgeschlossen. Neben Neubauten umfasst dieses erstmals auch Sanierungen. Ebenfalls neu ist, dass Projekte mit bis zu zwölf Wohneinheiten die Systemvariante anwenden können. Die Grenze lag bislang bei sechs Wohneinheiten.
„Das DGNB System für die Sanierung und den Neubau von kleinen Wohngebäuden ist für uns eine ausserordentlich wichtige Weiterentwicklung unter unseren Zertifizierungsangeboten“, erklärt Johannes Kreissig, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. „Kleine Wohnbauprojekte haben im Vergleich zu anderen Gebäudetypen einige besondere Merkmale, denen wir mit der Überarbeitung Rechnung tragen. Uns ging es um eine vereinfachte Anwendbarkeit, einen sinnvoll reduzierten Umfang in der Bearbeitung und eine klare Fokussierung auf Themen, die im Sinne der Nachhaltigkeit wichtig sind. Und das alles unter Berücksichtigung der finanziellen Mittel, die bei solch kleinen Projekten typischerweise limitiert sind.“
Zu den übergeordneten Zielen der Zertifizierung zählt der Beitrag der Gebäude zum Klimaschutz. So belohnt das neue DGNB System, wenn die Gebäude schnellstmöglich klimaneutral betrieben werden und bestehende Bausubstanz möglichst erhalten wird. Erneuerbare Energie soll am Standort erzeugt und selbst genutzt werden. Die DGNB möchte Bauherren auch für das Thema Biodiversität sensibilisieren, indem es Anreize gibt, diese am Standort zu fördern. Zudem zielt die Zertifizierung darauf ab, den natürlichen Wasserhaushalt zu unterstützen und den Trinkwasserverbrauch zu reduzieren.
Mit Blick auf die Bewohner der Gebäude belohnt das DGNB System für kleine Wohngebäude Massnahmen, die die Wohngesundheit stärken. Durch die Verwendung extrem schadstoffarmer Materialien kann eine hohe Innenraumluftqualität erreicht werden. Auch die langfristige Nutzbarkeit der Häuser steht im Fokus, z.B. in Form einer guten Anpassungsfähigkeit, einer sinnvollen Gebäudedokumentation oder einer qualitativ hochwertigen baulichen Umsetzung. Im Sinne des zirkulären Bauens zielt das neue DGNB System darauf ab, bereits vor dem Bau an die spätere Verwendung und Verwertung der Bauteile und Baustoffe zu denken. Letztlich fördert die DGNB auch mit dieser Form der Zertifizierung den Suffizienzgedanken. Bauherren und Planende sollen sich genau überlegen, welche Massnahmen bzw. welches Ausmass an Komfort tatsächlich notwendig ist und auf welche Aspekte sie ohne Qualitätseinbussen verzichten können.
Aus diesen Zielstellungen heraus ist ein deutlich fokussierteres Zertifizierungssystem entstanden, das insgesamt 16 Kriterien umfasst. Dies sind zwölf weniger als in der bisher gültigen Version. Die Kriterien sind dabei drei Themenfeldern zugeordnet. Die „Ökologische Qualität“ ist mit 40 Prozent Anteil an der Gesamtbewertung etwas stärker gewichtet als die „Ökonomische Qualität“ und die „Soziokulturelle und funktionale Qualität“.
Anwendbar für Sanierung und Neubau gleichermassen
Die perspektivisch vielleicht wichtigste Änderung des DGNB Systems für kleine Wohngebäude ist die Erweiterung auf Sanierungen. „Der zielgerichtete Umgang mit dem Gebäudebestand im Sinne einer Transformation in Richtung Ressourcenschonung und Klimaneutralität ist die wohl grösste Herausforderung, vor der wir in unserem Bereich stehen“, sagt Johannes Kreissig. „Deshalb ist der Schritt, die Kriterien über die Neubaubetrachtung hinaus auch für Sanierungen anzupassen, so essentiell.“
Um erstmaligen Anwendern des DGNB Systems eine bessere Orientierung zu geben, gibt es in den Kriterien eine Kennzeichnung, in welchen Projektphasen die einzelnen Anforderungen konkret zu berücksichtigen sind – von der Bedarfsanalyse, über die Planungsphase und Umsetzung bis hin zu Betrieb und Nutzung. Zusätzlich stellt die DGNB eine Reihe von Tools zur Verfügung, die als Planungs- und Dokumentationshilfen im Rahmen der Zertifizierung dienen.
Eine weitere wichtige Anpassung ist die Erweiterung der Systemgrenze auf Wohngebäude mit bis zu zwölf Wohneinheiten. „Damit wird das schlanke DGNB System für die Sanierung und den Neubau von kleinen Wohngebäuden nochmal für ganz andere Anwendergruppen interessant“, so Kreissig. „Gerade bei sanierungsbedürftigen Wohnbauten im Bestand gibt es viele Projekte, die in die erweiterte Kategorie fallen.“
Die DGNB unterteilt hierbei in drei Kategorien: Ein- und Zweifamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser mit bis zu fünf Wohneinheiten sowie Mehrfamilienhäuser mit sechs bis zwölf Wohneinheiten. Dabei gibt es leichte Unterschiede bei einzelnen Kriterienanforderungen. Ausserdem nutzt die DGNB diese Einordnung zur Staffelung der Zertifizierungsgebühren. Diese liegen zwischen 950 und 2.250 Euro für DGNB Mitglieder bzw. 1.450 und 2.950 Euro für Nicht-Mitglieder.
In den Gebühren enthalten ist neben Vorzertifikat und Zertifikat die Prüfung der QNG-Anforderungen sowie die Vergabe des entsprechenden Siegels, das bei Neubauten obligatorisch ist zum Erhalt von Fördermitteln im Rahmen der BEG-Förderung. Zusätzlich beauftragt werden kann auf Wunsch eine ESG-Verifikation zur EU-Taxonomie, bei der die Übereinstimmung mit den Kriterien des EU-Klassifizierungssystems überprüft wird. Eine Projektanmeldung auf die neue Systemvariante ist ab dem 1. Juli 2024 möglich.
Weiterführende Informationen gibt es unter www.dgnb.de/kleine-wohngebaeude.
Michel Molinari wird neuer Präsident des SVIT Schweiz
Die Delegierten der SVIT Mitgliederorganisationen haben an ihrer Versammlung in Luzern einen neuen Präsidenten und drei weitere neue Mitglieder des Präsidiums gewählt sowie einem Antrag von Mitgliederorganisationen zum Sponsoring des Verbands zugestimmt.
Michel Molinari (im Bild), derzeitiger Vize-Präsident des SVIT Schweiz, wird an der Delegiertenversammlung (DV) 2025 von Andreas Ingold das Amt des Präsidenten des SVIT Schweiz übernehmen. Dies haben die Delegierten der SVIT Mitgliederorganisationen an der Delegiertenversammlung vom 20. Juni 2024 in Luzern beschlossen. Ebenfalls an der DV 2025 wird Vize-Präsident Jean-Jacques Morard von Cécile Berger-Meyer abgelöst. Auf Michel Molinari folgt als Vize-Präsident neu David Zumsteg. An der DV 2026 übergibt schliesslich Andreas Dürr seinen Sitz im Präsidium an Boris Grell. Der Finanzverantwortliche im Präsidium, Gabriel Schmid, wurde bereits im vergangenen Jahr neu ins Präsidium berufen. Mit den diesjährigen Wahlen hat der Dachverband seinen Führungswechsel eingeleitet.
Die Delegierten befanden im Weiteren über Anträge des SVIT Ostschweiz und des SVIT Zentralschweiz. Diese verlangten, dass der SVIT Schweiz fortan keine Werbe-, Sponsoring- und sonstige Leistungsvereinbarungen mit der Swiss Marketplace Group AG und seinen Organisationen mehr abschliessen darf und sämtlich bestehenden Vereinbarungen auf Ende der Vertragslaufzeiten kündigen muss. Die Delegierten folgten dem Antrag der beiden Mitgliederorganisationen.