Ursprünglich wollte Zug Estates zwei Bauprojekte in Zugs Zentrum realisieren. Doch eine Volksinitiative verhinderte das Projekt «Bergli». Nun läuft das Genehmigungsverfahren für das Projekt «Lebensraum Metalli». Dieses schafft 160 neue Wohnungen für unterschiedliche Bedürfnisse, davon sind 130 zusätzlich und 64 preisgünstig, wie Peter Wicki, Leiter Projektentwicklung der Zug Estates AG, erklärt.

Die Zug Estates AG fährt weiter mit dem Bebauungsplan Metalli. Vor rund zwei Jahren kam es aufgrund der angenommenen Zuger Wohnungs-Initiative zu einem Unterbruch beim «Lebensraum Metalli». Es war damals noch nicht abschätzbar, ob sich die beiden Bebauungspläne weiterverfolgen lassen. Was hat sich nun verändert?

Peter Wicki: Wir mussten uns nach der Annahme der städtischen Initiative «2000 Wohnungen für den Zuger Mittelstand» am 18. Juni 2023, welche fordert, dass in allen Verdichtungsgebieten mindestens 40 Prozent der neu erstellten Wohnflächen preisgünstig sein müssen, neu ausrichten und die Entwicklung der beiden Bebauungspläne Bergli und Metalli im Zentrum von Zug überdenken. Durch die Annahme der Initiative wurde der ursprüngliche Planungsprozess unterbrochen. Als Folge der Auswirkungen der Initiative hat sich Zug Estates entschieden, die Anpassung des Bebauungsplans Bergli nicht weiterzuverfolgen und den Fokus auf den Bebauungsplan Metalli zu legen.

Die kantonale Vorprüfung für die Bebauungspläne Metalli und Bergli waren bereits Anfang 2023 abgeschlossen und das Projekt hätte anschliessend ins Stadtparlament kommen sollen. Wie sieht der Fahrplan heute aus?

Im Jahr 2024 wurden in enger Zusammenarbeit mit der Stadt die Grundlagen zum Bebauungsplan überarbeitet. Der politische Bewilligungsprozess für die Überarbeitung des Bebauungsplans Metalli wurde nun im April 2025 gestartet. Der Grosse Gemeinderat wird die Anpassungen voraussichtlich am 17. Juni in einer ersten Lesung behandeln. Die zweite Lesung ist für Anfangs 2026 geplant. Die Genehmigung des Bebauungsplans durch den Kanton Zug könnte also frühestens im Herbst 2026 erfolgen. Nach der Genehmigung des Bebauungsplans startet der eigentliche Planungsprozess mit der Durchführung von Projektwettbewerben. Erste bauliche Massnahmen werden also frühestens in ein paar Jahren erfolgen.

Das Thema Verdichtung treibt die Immobilienwirtschaft um. Doch der Widerstand wächst oft dann, wenn die Pläne von Innenstadtentwicklungen vorgestellt werden. Wie nehmen Sie bei Zug Estates die gegenwärtige Stimmung wahr?

In Zug spüre ich in Bezug auf innerstädtische Verdichtung eine gewisse Offenheit. Das haben auch die letzten Abstimmungen gezeigt, bei denen das Hochhaus Pi angenommen und die zwingende Mehrwertabgabe für die Gemeinden abgelehnt wurde. Es herrscht offenbar in Zug ein Konsens darüber, dass Wohnungen nicht entstehen können, ohne verdichtet zu bauen. Zudem hat Zug schweizweit die tiefste Leerwohnungsziffer und der Druck, neue Wohnungen zu ermöglichen, ist entsprechend hoch.

Eine Neustrukturierung der Metalli ist auch aus programmatischen Gründen notwendig. Durch den Umbau und die Verdichtung bietet sich für das Areal eine grosse Chance. Was ist genau geplant?

Der Lebensraum Metalli schafft 160 neue Wohnungen, davon sind 130 zusätzlich und 64 preisgünstig. 30 Wohnungen werden zurückgebaut. Dadurch entsteht dringend benötigter Wohnraum, der städtisches Wohnen mit direktem Anschluss an ein öffentliches Mobilitätsangebot bietet. Die Wohnungen liegen an zentraler Lage mit kurzen Wegen innerhalb der Neustadt, zur Altstadt, zum Zugersee und zur Naherholung. Das bestehende Metalli wird an drei Orten aufgestockt. Dazu entstehen ein Hochhaus und ein neuer, attraktiver Platz als Eingangssituation vom Bahnhof herkommend.

Hochhäuser spalten die Gemüter in der Schweiz offenbar stärker als in anderen Ländern. Sie haben es schwer, genügend Akzeptanz zu finden. Welche Vorteile sehen Sie darin?

Grundsätzlich sind Hochhäuser für die qualitätsvolle Innenverdichtung an gewissen Stellen eine effiziente Antwort. Sie können sehr attraktiv sein und stellen eine spannende Wohnform dar. Wir ermöglichen durch das Metalli-Hochhaus deutlich mehr Nutzfläche auf gleichem Boden und schaffen so Platz für mehr Aussenräume. Hochhäuser müssen immer in einem grösseren städtebaulichen Kontext gesehen werden. In Zug wurde diese Debatte vor Jahren geführt und in einem Hochhausreglement rechtlich festgehalten. Auf Basis dieser Vorarbeit konnte der städtebauliche Wettbewerb aufsetzen.

Nachhaltigkeit ist für Zug Estates ein wichtiges Aushängeschild. In der Suurstoffi wurden die Gebäude nach den neusten Nachhaltigkeits-erkenntnissen gebaut, nun steht in der Metalli eine Sanierung und Erweiterung bestehender Gebäude an. Erreichen Sie auch hier Ihre Nachhaltigkeitsziele?

Im Betrieb der Gebäude ist die Metalli schon jetzt nahezu CO2-frei. Dieses Thema wurde schon vor der Neuprojektierung mit dem Anschluss an den Seewasserverbund Circulago gelöst. Als wichtiges Thema der ökologischen Nachhaltigkeit beim Lebensraum Metalli sehen wir nun den Umgang mit der grauen Energie. Das heisst für uns primär möglichst viel mit dem Bestand zu arbeiten. Es wird viel Bausubstanz stehen gelassen und darauf aufgestockt. Was nicht abgerissen werden muss, hilft bei der Reduktion der grauen Energie enorm. Im neuen Teil werden wir mit energiearmen Materialien arbeiten. Bei den Aufstockungen wird sicher der Holzbau ein Thema werden und beim neuen Hochhaus wird die Optimierung der grauen Energie ein wichtiger Aspekt im Wettbewerb sein. Durch begrünte Dachflächen und mit grossen Bäumen auf den Plätzen werden wir die Attraktivität der Aussenräume steigern und die Aufenthaltsqualitäten erhöhen. Dazu kommt die soziale Nachhaltigkeit: über 40 Prozent der neuen Wohnungen werden preisgünstig sein.

 https://lebensraum-metalli.ch

Peter Wicki ist Leiter Projektentwicklung der Zug Estates AG.