Reaktionen auf die Leitzinssenkung der SNB

Die Schweizerische Nationalbank senkt den Leitzins erneut um 25 Basispunkte auf neu 0.25 Prozent. Dies nachdem sie bereits 2024 die Inflation mit vier Leitzinssenkungen bekämpft hatte. Das sind die Reaktionen:
Die geldpolitische Lagebeurteilung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) geriet beinahe in den Hintergrund. Aufgrund der niedrigen Inflation hierzulande und der Konjunkturrisiken in der Eurozone hat die SNB ihre Leitzinsen erneut gesenkt. Angesichts des tiefen Zinsniveaus von 0,25 Prozent dürfte es die letzte Zinssenkung der SNB in diesem Zyklus gewesen sein. Die Renditen von Schweizer Staatsanleihen und Hypothekarzinsen sind Anfang März stark gestiegen. Der Grund dafür ist die Ankündigung der neuen deutschen Regierung, ein grosses Fiskalpaket für die nächsten zehn Jahre zu schnüren und die Schuldenbremse erheblich zu lockern. Dies führte zu einem starken Anstieg der deutschen Renditen, was auch die Schweizer Zinsen nach oben zog.
Durch die fiskalische Unterstützung könnte sich der konjunkturelle Ausblick in Europa leicht verbessern, was auch höhere Zinsen in der Schweiz rechtfertigt. Allerdings erscheint uns der starke Anstieg der Zinsen Anfang März übertrieben. Besonders in der Schweiz, wo die zukünftige Staatsverschuldung im Gegensatz zu Deutschland nicht gestiegen ist und die Risikoprämie auf Staatsanleihen daher unverändert niedrig bleibt. Die Renditen von Schweizer Staatsanleihen und Hypothekarzinsen werden sich wahrscheinlich auf einem niedrigeren Niveau als heute einpendeln, aber nicht auf die Tiefststände vom letzten Dezember zurückkehren. An den SARON gebundene Hypothekarzinsen dürften auf dem aktuellen Niveau bleiben.
Warum hat die SNB ihren Leitzins nochmals gesenkt?
Der Leitzins war zwar bereits zuvor tief. Allerdings ist auch die Schweizer Inflation mittlerweile wieder auf ein sehr tiefes Niveau gefallen. Und die zum Jahresbeginn gesunkenen Stromtarife sowie die Senkung des Mietreferenzzinssatzes Anfang März dämpfen die Inflation in diesem Jahr weiter. Zudem überwiegen die Abwärtsrisiken für die Konjunktur aufgrund der anhaltenden europäischen Industrieflaute und der erratischen US-Handelspolitik. Dies könnte die Preisentwicklung zusätzlich bremsen. Damit die Inflation auch mittelfristig im SNB-Zielband von 0% bis 2% bleibt, hat sich die Nationalbank entschieden, vorsorglich die monetären Bedingungen noch weiter zu lockern.
War dies nun die letzte Zinssenkung?
Die SNB hat mit frühzeitigen Zinssenkungen vorgelegt. Das Leitzinsniveau befindet sich bereits wieder nahe null. Die letzten Inflationszahlen sind ebenfalls nicht tiefer als von der Nationalbank erwartet ausgefallen. Und der Franken hat sich zuletzt, ungeachtet der hohen politischen Unsicherheiten, etwas abgeschwächt. Damit besteht nicht unbedingt noch zusätzlicher Handlungsbedarf. Allerdings könnte die Europäische Zentralbank (EZB) wegen der labilen Konjunktur in der Eurozone die Leitzinsen zur Stützung der Wirtschaft stärker herabnehmen als derzeit erwartet. Dies würde den Zinsabstand zur Schweiz verringern und den Franken wieder relativ attraktiver machen. Um dem entgegenzuwirken, halten wir einen nochmals tieferen SNB-Leitzins in diesem Jahr weiterhin für möglich.
Kehren die Negativzinsen wieder zurück?
Keiner mag Negativzinsen, auch die SNB nicht. Die Direktoriumsmitglieder zeigen sich aber grundsätzlich bereit, bei Bedarf erneut auf das Instrument zurückzugreifen. Die Negativzinsphase vor der Pandemie ging einher mit einer ultra-lockeren Geldpolitik der EZB. Dadurch löste sich der Zinsabstand zur Schweiz auf, was einen «Daueraufwertungsdruck» auf die Schweizer Währung bedeutete. Dem musste die Nationalbank mit nochmals tieferen Negativzinsen begegnen. Im Nachhinein hat die EZB in der Summe negative Effekte ihrer Negativzinspolitik festgestellt und dürfte das Experiment eher nicht wiederholen. Zinssenkungen Richtung null erscheinen aber auch in der Eurozone im Falle einer tieferen Rezession jederzeit möglich. Um den Zinsabstand zu wahren, und einen Aufwertungsschock beim Franken zu verhindern, kann man deshalb für die Zukunft vorübergehend negative Zinsen in der Schweiz nicht ausschliessen.
Die grosse Mehrheit der befragten Hypothekaranbieter hat die fünfte Leitzinssenkung in Folge erwartet. Nun soll aber eine Verschnaufpause folgen. Denn anders als vor drei Monaten sind Negativzinsen kaum mehr ein Thema. Die Erwartungen am Zinsmarkt für weitere Leitzinssenkungen haben trotz der jüngsten Leitzinssenkung nachgelassen. Entsprechend rechnet die Mehrheit mit einer Stabilisierung der Hypothekarzinsen auf dem aktuellen Niveau. Allerdings gibt es gerade im Hinblick auf die zweite Jahreshälfte noch sehr grosse Fragezeichen. Die Unsicherheiten an den Märkten sind so gross wie lange nicht mehr und eine Prognose entsprechend schwierig. Die Rückkehr der noch tieferen Zinsen aus den Jahren 2016 bis 2021 rückt zwar aktuell in die Ferne, aber im Langzeitvergleich sind die aktuellen Zinsen immer noch sehr tief. Nach zwei Quartalen mit einem bedeutenden Zinsrückgang von gut einem Prozentpunkt zeigt sich im aktuellen Quartal eine leichte Trendwende. Die Talsohle der Zinsen für Festhypotheken wurde Mitte Dezember erreicht. Seither sind die Richtsätze für kurzfristige Laufzeiten um rund 20 resp. für langfristige um rund 35 Basispunkte (bps) gestiegen. Dazu beigetragen hat die Aussicht auf eine aggressive US-Zollpolitik, welche die Inflation wieder anheizen könnte, nachdem sie zuletzt unter Kontrolle schien. Mit der jüngsten Zinsentwicklung ist die Zinskurve erneut etwas steiler geworden, sprich die Zinsdifferenz zwischen den unterschiedlichen Laufzeiten hat zugenommen und dürfte sich mit der jüngsten Leitzinssenkung weiter vergrössern. Saron- sowie kurzfristige Festhypotheken dürften günstiger werden. Die durchschnittlich abgeschlossene Laufzeit dürfte durch die steilere Zinskurve wieder unter 8 Jahre fallen. Eine vermehrte Nachfrage nach Saron-Hypotheken erwarten wir nicht. Dafür ist die Unsicherheit der weiteren Zinsentwicklung schlicht zu gross.