Wer Wohneigentum erwirbt, unterwirft sich automatisch den wichtigsten Regeln des erfolgreichen Anlegens. Einmal investiert sind die Hürden für einen Ausstieg hoch. Denn zum einen wird das Investitionsobjekt selbst bewohnt, zum anderen kann eine Immobilie ohnehin nicht ohne längeren und aufwändigen Verkaufsprozess veräussert werden.
Obwohl die laufenden Wohnkosten im Eigenheim langfristig nicht zwingend tiefer sind als in einer Mietwohnung, sind die meisten Wohneigentümer durch ihr Wohneigentum über die Jahre wohlhabend geworden, schreibt Raiffeisen Schweiz in der neusten Immobilienstudie. Denn Wohneigentum ist nicht nur ein Konsumgut, sondern auch ein lukratives Investitionsgut. Dies erklärt auch, weshalb sich Wohneigentum derart grosser Beliebtheit erfreut. Hinsichtlich Flexibilität und Verwaltungsaufwand schneidet Wohneigentum nämlich klar schlechter ab als eine Mietwohnung. Dafür punkten Eigentumsobjekte in Sachen Sicherheitsgefühl, Selbst- verwirklichung, Status und natürlich Rendite. Allerdings ist die Berechnung, ob sich der Kauf von Wohneigentum aus einer rein finanziellen Perspektive lohnt, oder ob man sein Erspartes besser an den Finanzmärkten anlegt und zur Miete wohnen bleibt, nicht trivial. Die Frage ist sehr aktuell, da in Anbetracht der hohen Wohnungspreise viele potenzielle Käufer daran zweifeln, ob ihnen Wohneigentum neben dem hohen direkten Nutzen auch in Zukunft eine hohe Eigenkapitalrendite bescheren wird. Für einen fairen Vergleich sind einige Besonderheiten zu berücksichtigen. Etwa, dass die Bauteuerung bei der Altersentwertung der Immobilie berücksichtigt werden muss. Dass der Eigenmietwert beim heutigen tiefen Zinsniveau eine Belastung für die Wohneigentümer darstellt, obwohl diese im Durchschnitt nur 63% der Marktmiete ausmacht. Dass Hauseigentümer über die Wahlfreiheit beim steuerlichen Unterhaltsabzug rund 30% mehr Abzüge geltend machen können, als tatsächliche Ausgaben anfallen. Oder, dass all diese Vorteile durch die Grundstückgewinnsteuer wieder zunichte gemacht werden.
Aktienanlagen ebenbürdig
Bezieht man all diese Einflüsse mit ein, ergibt sich seit 1988 eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite von 7.2% für Wohneigentum, was nur wenig unter der Rendite eines reinen Schweizer Aktienportfolios in derselben Periode liegt. Für die Zukunft dürfen unter realistischen Annahmen ähnliche Renditen erwartet werden. In der langfristigen Betrachtung ist Wohneigentum daher Aktienanlagen praktisch ebenbürtig, zumal die Immobilienrendite mit geringerer Volatilität erzielt wird. Der grösste Vorteil von Wohneigentum liegt wohl aber darin, dass dessen Illiquidität die Eigentümer zwingt, ständig investiert zu bleiben und Krisenzeiten auszusitzen. Damit maximieren Wohneigentümer bewusst oder unbewusst die «time in the market», was ihnen letztlich eine stattliche Rendite beschert.
https://www.raiffeisen.ch/rch/de/wissen/wohnen/aktuelle-studie.html?cid=MA-99-1175&bid=q3ii21rc&