In einer Analyse zum Thema „Hybrides Arbeiten“ hat sich der globale Immobiliendienstleister CBRE eingehend mit den jüngsten wissenschaftlichen Forschungen zur Fragestellung auseinandergesetzt, inwiefern sich Homeoffice und hybride Arbeitsformeln auf die Produktivität der Arbeitnehmer auswirken.
In einer global nach den Covid-Lockdowns durchgeführten Umfrage ermittelte CBRE, dass 52% der befragten Arbeitnehmer und 39% der befragten Führungskräfte der Auffassung waren, dass das covid-induzierte Homeoffice zu produktiverem Arbeiten geführt habe. Als Begründungen wurden unter anderem genannt
- der Entfall der Pendelzeiten zum Arbeitsplatz (92%)
- die flexiblere Tageseinteilung (66%)
- weniger Störungen und Unterbrechungen (59%)
Sowohl auf Arbeitnehmer- als auch auf Arbeitgeberseite stellten allerdings knapp 10% der Befragten fest, dass sie mit einem Rückgang der Produktivität zu kämpfen hatten. Im Nachbarland Deutschland fiel der Rückblick deutlich zurückhaltender aus: Eine ebenfalls nach den Lockdowns unter 1700 Führungskräften durchgeführte Studie zeigte auf, dass nur etwa 20% der Arbeitgeber Produktivitätsanstiege verzeichnet hatten, aber fast genauso viele, nämlich 18%, einen Produktivitätsrückgang – und das galt nur bei Unternehmen, die bereits vor der Pandemie mit dem Homeoffice-Konzept vertraut gewesen waren. Bei Betrieben, die erst durch Covid gezwungen wurden, Homeoffice einzuführen, litten ganze 42% unter Produktivitätseinbrüchen. Nur 5% konnten einen Produktivitätsgewinn erzielen.
Spontaner Austausch
Bei vielen Wissensarbeitern ist gerade der ungeplante, spontane Austausch wesentlich für ein effektives und damit auch produktives Arbeiten. Für die Post-Covid-Organisation ist es daher entscheidend dafür zu sorgen, dass trotz eines gewissen Homeoffice-Anteils und einer zunehmenden Hybridisierung diese Wissensarbeitenden dennoch häufig und regelmässig das Büro bzw. die Kollegenschaft aufsuchen. Denn nur so können sie den informellen Austausch pflegen und im persönlichen Kontakt zueinander kollaborieren.
Das richtige Verhältnis zwischen der Arbeit im Büro, im Homeoffice oder in anderen «Remote Work»-Modi wird dabei in jeder Organisation gesondert zu verhandeln sein. Denn die «richtige» Erfolgsformel hängt letztlich von den spezifischen Wertschöpfungsketten ab, die in den jeweiligen Unternehmungen abgewickelt werden. Jedenfalls ist Homeoffice bei den Angestellten beliebt und es wird sich als fester Bestandteil in der Arbeitswelt etablieren. Der Anteil der Schweizer Arbeitnehmer, die gemäss Schweizer Arbeitskräfteerhebung regelmässig oder gelegentlich von zuhause aus arbeiten, scheint sich nach Covid zwischen 30 und 35% eingependelt zu haben. Der Homeoffice-Vollzeit-Job indes ist hierzulande weniger im Trend. Ganz anders ist das in den USA, wo Arbeitnehmer, um sich Pendlerkosten und teure Mieten in Ballungszentren zu sparen, sogar ganz bewusst bereit sind, Gehaltseinbussen zu akzeptieren.
Kollektiver Attraktor
«Das Büro der Zukunft», so Martin Pongratz, Head of Workplace Strategies bei CBRE Schweiz, «muss zum Ort des Austausches werden, der eine hohe Arbeits-, Begegnungs- und Kollaborationsqualität bietet. Vor allem aber muss dieser Ort glaubhaft das Erlebnis vermitteln, es wert zu sein, gerne und regelmässig an ihn zurückzukehren. Denn andernfalls bliebe man/frau eher zuhause oder – schlimmer noch – wechselte womöglich zu einem Arbeitgeber, der sich darauf versteht, eine deutlich attraktivere Arbeitsformel zu offerieren…»
Weitere Informationen unter:
https://www.cbre.ch/de-ch/insights/figures/hybrides-arbeiten-und-produktivit%C3%A4t-teil-2