Die jüngsten Konjunkturdaten in den USA enttäuschten. Die Industriestimmung trübte sich im letzten Monat ein und die US-Arbeitslosenrate stieg auf das höchste Niveau seit Herbst 2021 an. Infolgedessen nahmen die Rezessionssorgen zu. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) dürfte im September ihren Zinssenkungszyklus starten und ihre Zinsen in den kommenden Monaten stärker senken als bisher erwartet, was zuletzt global einen deutlichen Rückgang der Renditen von Staatsanleihen auslöste. In der Schweiz ist die geldpolitische Normalisierung deutlich fortgeschrittener als in den USA. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) senkte im März 2024 ihren Leitzins um 25 Basispunkte. Da sich die Inflationsrisiken weiter legten, nahm sie im Juni 2024 eine weitere Zinssenkung von einem Viertelprozentpunkt auf 1,25 Prozent vor.

Prognose

Auch in der Schweiz sanken die Renditen von Zehn-Jahres-Bundesobligationen, jüngst zwischenzeitlich sogar unter 0,4 Prozent, so tief wie seit zwei Jahren nicht mehr. Bleibt in den kommenden Monaten eine globale Rezession aus, dürften sich die Erwartungen von starken US-Leitzinssenkungen als übertrieben erweisen. Damit würden die Renditen von Staatsanleihen global wieder etwas höher tendieren. Wir erwarten, dass sich die Renditen der Zehn-Jahres-Bundesobligationen in den nächsten zwölf Monaten bei etwa 0,7 Prozent einpendeln. Wir prognostizieren keine Rezession in der Schweiz. Entsprechend erwarten wir lediglich eine weitere Leitzinssenkung der SNB, und zwar im September 2024 um 25 Basispunkte. Anschliessend gehen wir von einem unveränderten Leitzins von 1 Prozent aus.

Risiken

Mit der noch erwarteten Leitzinssenkung im September 2024 dürfte die SNB ihren Zinssenkungszyklus vorerst beenden (Basisszenario). Kommt es hingegen zu einer globalen Rezession und einer starken Aufwertung des Schweizer Frankens, dürfte die SNB ihre Geldpolitik stärker lockern als erwartet. In diesem Tiefzinsszenario würde sie ihren Leitzins gegen null senken und erst wieder anheben, nachdem sich die Wirtschaft von der Rezession erholt haben wird. Die Marktzinsen dürften dann auch – zumindest temporär – gegen null tendieren. Sollte hingegen ein erneuter Inflationsschub eintreten, zum Beispiel aufgrund eines Erdölpreisanstiegs, würde in einem Hochzinsszenario eine weitere Zinssenkung der SNB in weite Ferne rücken oder Zinserhöhungen würden wieder ein Thema werden. Folglich würden auch die Marktzinsen höher liegen als heute.

Autoren: Thomas Rieder, Economist, UBS AG; Florian Germanier, Economist, UBS Switzerland AG; Maciej Skoczek, CFA, CAIA, Economist, UBS Switzerland AG; Katharina Hofer, Economist, UBS Switzerland AG