Der Personal- und Fachkräftemangel behindert die Entwicklung der Facility-Service-Unternehmen deutlich. Gleichzeitig steigen die Anforderungen der Gebäudebetreiber an die Dienstleister, durch die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit (ESG) und einer flexibleren Immobiliennutzung.

Der Produktionsfaktor Mensch bestimmt und prägt das Facility Management wie kaum eine andere unternehmensbezogene Dienstleistung. Über 75 Prozent der Herstellkosten in den Facility Services entfallen auf Personalkosten. Kapitalkosten, beispielweise als Folge von Investitionen in Maschinen und Geräte, fallen weniger ins Gewicht. Eine Vielzahl eigener Ausschreibungen, Implementierungen und Audits von Facility-Management-Leistungen zeigt, dass die Qualität von Dienstleistungen – und damit die Zufriedenheit des Kunden – entscheidend von den Menschen abhängt, die eine Dienstleistung vor Ort erbringen. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese bei einem grossen oder kleinen, beziehungsweise einem eher technisch oder infrastrukturell ausgerichteten Anbieter beschäftigt sind.

Der Mangel an gut ausgebildeten Mitarbeitenden hat sich in den vergangenen Jahren immer weiter verstärkt. Weniger oder gar nicht formal qualifizierte Servicekräfte waren hingegen in der Vergangenheit einfacher zu finden. Die Ursachen für den Personalmangel liegen sowohl in der allgemeinen demographischen und wirtschaftlichen Entwicklung als auch in der Branche. Lösungsansätze bieten sich durch eine grössere Freiheit der Dienstleister mittels etwa ergebnisorientierter Verträge, mehr Wertschätzung gegenüber dem Servicepersonal sowie einer grösseren Akzeptanz von digitalisierten Lösungen innerhalb der Facility Services.

Am FM-Day 2024 wurde das Thema Fachkräftemangel thematisiert. Für Michel Ulli, Geschäftsführer der ICFM AG und Vorstandsmitglied der FM-Kammer des SVIT, beschäftigt das Thema die Branche in allen Bereichen und auf allen Stufen. Es gebe viel Verbesserungspotenzial, um als Branche und als Firma attraktiver zu werden.

Das Thema beschäftigt viele Branchen in der Wirtschaft: Welche Stellenbereiche sind im Facility Management besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen?

Michael Ulli: Wie überall mangelt es in allen Bereichen und auf allen Stufen. Ich würde aber die Lage im Bereich des technischen FM am schwierigsten beurteilen. Dort treffen verschieden Ursachen zusammen.

Welche sind die Hauptgründe für den Fachkräftemangel im Facility Management? Ist es der demografische Wandel, mangelndes Image der Branche, oder zu geringe Bezahlung?

Ich denke es ist die Kombination aus dem demografischen Wandel mit der geringen Attraktivität des Berufsfeldes.

Welche konkreten Herausforderungen erleben Sie aufgrund des Fachkräftemangels in Ihrem Unternehmen?

Geeignete Kandidaten auf herkömmlicherweise zu finden. Da wir aber auch sehr unterschiedliche Profile suchen, suchen wir in der Zwischenzeit global und vor allem über Kontakte innerhalb der Firma.

Welche Massnahmen haben Sie ergriffen, um den Fachkräftemangel in Ihrem Unternehmen zu bewältigen? 

Wir haben die Organisation angepasst und den Rekrutierungsprozess individueller auf das gesuchte Profil angepasst.

Wie reagieren die Kunden auf den Fachkräftemangel?

In unserem Umfeld ist es vor allem die angepasste Entlöhnung und Optimierung des Arbeitsumfelds, welches wir beobachten.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Fachkräftemangels im Facility Management in den nächsten Jahren?

Leider ist das Image immer noch schlecht. Handwerkliche Berufe geniessen gesellschaftlich einen geringen Stellenwert. Der demographische Wandel wird sich fortsetzen und der Kampf um Talente wird sich weiter zuspitzen.

Welche Anpassungen müssen Unternehmen Ihrer Branche vornehmen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben?

Die Arbeitsbedingungen müssen verbessert werden, vor allem die Arbeitszeiten. Als gesamte Branche müsste das Image dringen gesteigert werden. Technologie sollte die Tätigkeiten zukünftig besser unterstützen und dürfen auf keinen Fall zu einer zusätzlichen Belastung führen.

Welche Rolle kann die Digitalisierung bei der Bewältigung des Fachkräftemangels im Facility Management spielen? 

Wie in jeder Branche gibt es auch im FM noch viele Tätigkeiten, wo es noch keine medienbruchfreien Prozesse gibt und deshalb der administrative Aufwand noch viel zu hoch. Es gibt einige Tätigkeiten die ganz automatisiert werden können oder mindestens Teilautomatisiert. Diese Unterstützung sollte dazu führen, dass mehr Ressourcen für die Haupttätigkeit zu Verfügung stehen und so das Berufsbild auch attraktiver wird.

Welche Möglichkeiten gibt es, die Attraktivität des Facility Managements als Berufsfeld zu steigern? 

Optimierung der Arbeitszeiten und halbautomatisierte digitale Prozesse, so das den Mitarbeitern mehr Zeit für das eigentliche Handwerk zu Verfügung steht. Die Aufgaben im Facility Management sind sehr vielseitig und äusserst Abwechslungsreich aber dies muss auch kommuniziert werden und die dazugehörenden Supportprozess auf ein Minimum beschränkt werden.

Interview: Remi Buchschacher

Michael Ulli ist Geschäftsführer der ICFM AG und Vorstandsmitglied der FM-Kammer des SVIT.