Die demografische Entwicklung ist eine der wesentlichen Einflussfaktoren auf den Immobilienmarkt. Sie bestimmt die Nachfrage nach Wohnungen und wirkt sich damit auf deren Preise und Mieten aus. Doch wie wird sich die Schweizer Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten entwickeln? Welche Veränderungen sind bei der Zusammensetzung der Haushalte zu erwarten? Und wie verteilen sich diese Entwicklungen über die Schweiz? Diese Fragen werden anhand neuer kleinräumiger Bevölkerungs- und Haushaltsprognosemodelle von Wüest Partner beleuchtet. 

Die Beziehung zwischen Demografie und Immobilienmarkt ist vielseitig, komplex und von zahlreichen Wechselwirkungen geprägt. Während ein stärkeres Bevölkerungswachstum die Nachfrage nach Wohnraum ankurbelt, beeinflusst der Wohnungsmarkt seinerseits das Verhalten der Menschen bei der Haushaltsbildung. So können beispielsweise der Mangel an Wohnraum oder hohe Preise die Menschen dazu veranlassen, vermehrt zusammenzuwohnen. Auch die Stadtplanung, die Zahl und die Art der Neubauten sowie die Distanz zu Arbeitsplätzen, Verkaufsflächen und Infrastruktur wirken sich auf die Entwicklung und die Struktur der Bevölkerung aus.

10 Millionen Einwohner im Jahr 2041?

Das Jahr 2023 zeichnete sich durch ein besonders starkes Bevölkerungswachstum von 1.6 Prozent aus. Dies entspricht rund 145 000 zusätzlichen Einwohnerinnen und Einwohnern. Diese Zunahme geht zum einen auf den Arbeitskräftemangel zurück, der viele Unternehmen dazu veranlasst hat, Arbeitskräfte aus dem Ausland anzuwerben. Der Wanderungssaldo der ausländischen Wohnbevölkerung belief sich 2023 auf 98 900 Personen, was den höchsten Wert der letzten 10 Jahre darstellt. Zum anderen wurden ukrainische Flüchtlinge, die seit mehr als einem Jahr in der Schweiz leben, 2023 erstmals zur ständigen Wohnbevölkerung gezählt (etwa 50 000 Personen).

Das Bevölkerungswachstum wird 2024 mit +0.9 Prozent voraussichtlich wieder auf sein durchschnittliches Niveau zurückkehren. Dies hat unter anderem damit zu tun, dass nicht mehr ganz so viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden und dass sich die Fluchtbewegung aus der Ukraine deutlich reduziert hat. Trotzdem ist davon auszugehen, dass die Schweiz im laufenden Jahr die 9-Millionen-Einwohner-Marke überschreiten wird.

Die Schweizer Bevölkerung dürfte langfristig weiter wachsen, und 2041 könnte sie die 10-Millionen-Marke knacken. Die Wachstumsraten werden sich jedoch allmählich zurückbilden. Denn die Alterung der Bevölkerung und die niedrige Geburtenrate führen zu einem Rückgang des Geburtenüberschusses. Dieser betrug in den letzten 10 Jahren im Durchschnitt +16 700 Personen. Zwischen 2024 und 2030 wird er jedoch auf +10 900 Personen sinken und ab 2039 sogar negativ sein. Parallel dazu wird die Alterung der Bevölkerung in den grossen Nachbarländern Frankreich, Deutschland und Italien die Erwerbsbevölkerung in diesen Ländern und damit potenziell auch die Migrationsströme in die Schweiz verringern.

Bevölkerung und Haushalte: Unterschiedliche Dynamik

In der Schweiz gibt es heute knapp 4 Millionen Haushalte. Bis 2030 ist mit etwa 240 000, bis 2050 mit rund 750 000 zusätzlichen Haushalten zu rechnen. Obwohl das Bevölkerungswachstum und die Zunahme der Anzahl Haushalte von Natur aus eng miteinander verbunden sind, so können sie sich hinsichtlich ihrer Dynamik doch unterscheiden. Die Entwicklung der Lebensstile und der Altersstruktur der Bevölkerung wird die Art und Weise, wie die Bevölkerung zusammenlebt, und ihre Entscheidungen in Bezug auf die Haushaltsbildung prägen. Zwischen 2012 und 2022 stieg die Zahl der Haushalte im Durchschnitt um 1.3 Prozent pro Jahr. Gleichzeitig wuchs die Bevölkerung nur um 0.9 Prozent pro Jahr − und damit um rund 40 Prozent langsamer als die Haushaltszahl.

Dieser Unterschied fiel in den Jahren 2022 und 2023 geringer aus. Die aktuelle Wohnungsknappheit drängte die Bevölkerung dazu, vermehrt grössere Haushalte zu bilden. Doch langfristig bleibt der Trend zur Individualisierung und zur Bildung kleinerer Haushalte bestehen. So werden zwischen 2023 und 2050 die Einpersonenhaushalte am stärksten wachsen (+28 Prozent), dicht gefolgt von den Zweipersonenhaushalten (+24 Prozent). Dieser Trend ist zum einen eine Folge der Alterung der Bevölkerung. Die meisten Menschen über 65 Jahre leben in Ein- oder Zweipersonenhaushalten, und ihr Anteil an der Bevölkerung wird deutlich steigen. Zum andern wird auch der relative wirtschaftliche Wohlstand in der Schweiz die Entstehung kleiner Haushalte weiter begünstigen.

Agglomerationen wachsen am stärksten

Die regionalen Analysen zeigen, dass die Bevölkerung in den Agglomerationsgemeinden der grossen Städte am stärksten wachsen wird: Sowohl die Bevölkerung als auch die Zahl der Haushalte dürften dort bis 2030 um mehr als 1 Prozent pro Jahr zulegen. Diese Gemeinden sind aufgrund ihrer Nähe zu den grossen Wirtschaftszentren, der guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und der im Vergleich zu ihren Kernstädten tieferen Wohnkosten sehr attraktiv und können dank einer intensiven Neubautätigkeit mehr neue Haushalte aufnehmen als die Grossstädte.

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