In der Schweiz wird Wohnraum knapp. Zentrumsnahe Baulandreserven sind weitgehend überbaut. Das führt zu Wohnungsknappheit, ungebremst steigenden Wohnungspreisen und immer grösseren Pendlerströmen. Namhafte Fachleute der Vereinigung URBANISTICA fordern nun in einer Resolution einen Paradigmenwechsel: Statt die Verkehrsinfrastruktur immer weiter auszubauen, soll zuerst eine innere Siedlungsentwicklung an jenen Orten erfolgen, die mobilitätsmässig bereits sehr gut erschlossen sind.  

Die Resolution der Vereinigung für guten Städtebau URBANISTICA – http://www.urbanistica.ch/de/resolution/ – richtet sich an Politik und Behörden auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene. Sie wurde von 20 Personen namentlich unterzeichnet und umfasst drei Punkte: Erstens soll die im Raumplanungsgesetz postulierte innere Siedlungsentwicklung an jenen Orten erfolgt, die bereits heute mobilitätsmässig ausgezeichnet vernetzt sind. Neben den Kernstädten sind dies vor allem die Sub- und Mittelzentren in den Agglomerationen sowie die Regionalzentren in den Randregionen. Gefordert werden 500 Millionen Franken aus dem Verkehrsfonds für Stadtplanung in diesen Sub- und Mittelzentren.

Verkehrsinfrastruktur reicht für 10-Millionen-Schweiz

«Die bestehende Verkehrsinfrastruktur ist grundsätzlich ausreichend, um ein Bevölkerungswachstum auf bis zu 10 Millionen Einwohner und die damit einhergehende wirtschaftliche Entwicklung aufzunehmen», schreibt URBANISTICA. Es gelte nun, Klein- und Mittelstädte wieder zu interessanten Arbeitsorten mit attraktiver Versorgung und Freizeitqualität zu machen. Innere Siedlungsentwicklung durch Städtebau an verkehrlich gut erschlossenen und vernetzten Orten führt nach Einschätzung der Fachleute zu ausreichendem Wohnraum, höherer Siedlungsqualität, nachhaltigem Wirtschaftswachstum und geringerer Mobilität, aber auch zu weniger Druck auf die Natur.

Erarbeitung des Städtenetzes Schweiz 2.0

Zweitens fordert die Resolution die Erarbeitung eines Städtenetzes Schweiz 2.0. Die Raumplanung soll auf allen drei Staatsebenen konsequent auf eine polyzentrische, vernetzte, städtisch geprägte Siedlungsstruktur ausgerichtet und die von Bund, Kantonen und Gemeinden schon im Raumkonzept Schweiz vorgesehene Strategie des polyzentrischen Netzes von Städten und Gemeinden weiterentwickelt werden. Ziel sei, verbindliche quantitative Vorgaben für die Verdichtung und Stärkung vorhandener, gut erschlossener Zentren zu machen, schreibt URBANISTICA. Dafür seien Gemeinden und Planungsregionen in die Pflicht zu nehmen, aber auch zu unterstützen.

Umlagerung von Geldern in einen «Fonds der kurzen Wege»

Schliesslich fordert URBANISTICA für die Planung und Umsetzung dieser inneren Siedlungsentwicklung nach den Vorgaben eines Städtenetzes Schweiz 2.0, jährlich 500 Millionen Franken respektive ein Viertel der Ausgaben für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in einen «Fonds der kurzen Wege» zu leiten. Mit ihm sollen auf Gemeindeebene und in den Planungsregionen die notwendigen Strategie- und Planungsmassnahmen finanziert und die angestrebte städtebauliche Verdichtung realisiert werden.

Rund 1500 Personen unterstützen URBANISTICA

Die Vereinigung URBANISTICA wurde im Juni 2023 ins Leben gerufen. Sie setzt sich für guten Städtebau ein, will Impulse setzen und den öffentlichen Dialog fördern mit dem Ziel, dass in den Kantonen, Gemeinden und der Schweiz wieder qualitativ hochwertige, nachhaltige und bedürfnisgerechte Stadtplanung betrieben wird. Getragen wird die Vereinigung von namhaften Vertretern und Vertreterinnen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Ihr Manifest für eine nachhaltige, qualitätssichernde Raumplanung und die Schaffung von genügend bezahlbarem Wohnraum wurde mittlerweile bereits von rund 1500 Personen unterzeichnet. http://www.urbanistica.ch/de/manifest/