Vebego will auf allen Ebenen des Facility Managements die Nachhaltigkeitsbemühungen verstärken, wie der neue CEO Christoph Ackermann betont. Es sei absehbar, dass neben dem Preis bald auch der lückenlose Nachweis zur Nachhaltigkeit ein Entscheidungskriterium bei Offerten sein wird.

Das Thema Nachhaltigkeit tangiert das Facility Management stark. Wie geht Vebego damit um?

Christoph Ackermann: Vebego beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit und orientiert sich an den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen. Wir konzentrieren uns dabei auf «Menschenwürdige Arbeit und Wirtschafswachstum» und «Nachhaltige/r Konsum und Produktion». Als Arbeitgeber wollen wir für Kontinuität sorgen und setzen uns für Chancengleichheit ein. Wir wollen für alle unsere Kunden und Partner den besten Service bieten sowie fair, konstruktiv und lösungsorientiert zusammenarbeiten. Gleichzeitig haben wir definiert, was klimaneutral für uns bedeutet und welche Lösungen daraus resultieren, die wir im Alltag umsetzen können, um eine sichere und saubere Umwelt zu erhalten. Wir erreichen dies unter anderem durch CO2-neutrale und kreislauforientierte Arbeitsweisen.

Welche Schwerpunkte werden Sie im neuen Geschäftsjahr im Bereich Nachhaltigkeit setzen?

Wir haben unsere Impact Strategie verabschiedet, die wir nun an den einzelnen Standorten umsetzen. Unsere Fahrzeugflotte wird ausserdem innerhalb der nächsten drei Jahre, wo immer möglich und sinnvoll, durch E-Autos ersetzt. Wir prüfen alle unsere Gebäude, um die Energieeffizienz zu steigern und die CO2-Emissionen zu reduzieren. Selbstverständlich setzen wir auch unseren Trend zur Reduktion von Chemie und Papierverbrauch fort. So haben wir den Einsatz von Reinigungsmitteln in den letzten fünf Jahren um aktuell 50’000 kg/Jahr verringern können und durch die fortlaufende Digitalisierung konnten wir durch die Reduktion von Papier 15,5 Tonnen CO2 einsparen.

Wie stark legen die Kunden bei Offerten Wert auf einen lückenlosen Nachhaltigkeitsnachweis der FM-Provider?

Das Thema Nachhaltigkeit geht uns alle an. Das Konsumentenbewusstsein hat sich geändert. Die Kunden dürfen zurecht erwarten, dass wir auf allen Ebenen nachhaltig agieren. Die Konkurrenz wird dies ebenfalls tun. Es ist absehbar, dass neben dem Preis auch der lückenlose Nachweis zur Nachhaltigkeit ein Entscheidungskriterium bei Offerten sein wird. Aus diesem Grund lassen wir uns auch von externen Programmen wie EcoVadis testen. Hier haben wir aktuell den Gold-Status und streben den Platin-Status an. Unser aktueller CSR-Bericht gewährt auf über 50 Seiten einen guten Überblick über alle Bestrebungen, die wir in der Schweiz unternehmen. Auch international wird das Thema Sustainability für die Vebego immer ein Kernthema sein und weiter vorangetrieben.

Lange Wege und Fahrten sorgen für übermässige CO2-Emissionen. Wie begegnen Sie den damit verbundenen Herausforderungen der kommenden Jahre?

Wir fangen hier bereits bei der Planung der Transporte und Kundenfahrten an und optimieren die Fahrten und Wegstrecken, um einen optimalen und möglichst geringen Treibstoff- und den Materialverbrauch gewährleisten zu können.

Wie erreichen Sie das?

Dies erreichen wir durch die optimale Platzierung unserer dezentralen Lagerflächen und durch die strategische Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten. Auch bei unseren Partnern legen wir grossen Wert auf eine optimale Nutzung der Wegstrecken, um das nötige Material dort hinzubewegen, wo es gebraucht wird. Zudem stellen wir wie gesagt, bald komplett auf E-Mobilität um und arbeiten mit Partnern, die diesen Weg gemeinsam mit uns gehen.

Wie kann sich hier die Digitalisierung auf die nachhaltige Entwicklung des Facility Managements auswirken?

Die Digitalisierung erleichtert in vielen Bereichen unsere Arbeit. Sie ist für das Facility Management ein wichtiger Bestandteil geworden. Unsere Schwesterfirma Move Consultants hat sich mit Digitalisierung und Datenmanagement für Liegenschaften zum grössten Träger von Immobiliendaten in der Schweiz entwickelt. Die Analyse der gesammelten Informationen bietet den Besitzern und Betreibern von Gebäuden zahlreiche Optimierungsmöglichkeiten. Denken wir nur an deren smarte Steuerung und Automatisierung, durch die zum Beispiel die Energieversorgung optimiert wird. Zusätzlich sind wir auch Vorreiter in der digitalen Datenerfassung mittels Sensoren.  Die täglichen passgenauen Nutzungsprofile von Räumen zeigen auf, welche Bereiche wie stark frequentiert wurden und dementsprechend gereinigt werden müssen. Dadurch erstellen wir dynamische Reinigungsrouten und können Zeiteinsparungen von bis zu 20 Prozent erwirtschaften, die unseren Kunden zugutekommen.

Das Thema Roboter als Reinigungshilfe wird immer wieder genannt.

Auch im Einsatz und der Weiterentwicklung von Reinigungsrobotern machen wir grosse Fortschritte. Die Vebego ist in der Schweiz und auch international eines der treibenden Unternehmen in diesem Bereich. So haben wir gerade erst eine Kooperation mit dem Unternehmen Nexaro in Deutschland geschlossen. In der Schweiz setzen wir Scheuersaug-Roboter ein, die als Co-Bot oder besser als Reinigungsunterstützung im Business Case funktionieren und durch die fortschrittliche Technik im Büroumfeld eingesetzt werden.

Es geht also auch um technologische Weiterentwicklung. Wie stark können Sie diese inhouse vorantreiben?

Wir analysieren schon seit vielen Jahren den Markt und beobachten die Kundenbedürfnisse, um möglichst schnell auf Änderungen eingehen zu können. Durch Robotik und Systeme wie Soobr, der bedarfsorientierten Planung und Ausführung von Reinigungstouren, haben wir den Anfang gemacht. Durch die Ressourcenoptimierung können wir die Einsätze unserer Mitarbeitenden noch effizienter planen. Bei aller Optimierung haben wir aber auch weiterhin den Anspruch an uns selbst, die Reinigungsqualität hochzuhalten und gleichzeitig flexibel auf die steigenden Kundenbedürfnisse zu reagieren.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit Move Consultants aus?

Mit Move Consultants sind wir intern auf der Zielgeraden. Durch ihre Kooperation mit dem ETH-Spin-Off Archilyse treiben sie den digitalen Wandel mit modernen Technologien weiter voran. Ihre Analysen bieten nicht nur die Voraussetzung für neue Geschäftsmodelle, sondern führen mit den gewonnenen Erkenntnissen auch zu signifikanten Effizienzsteigerungen. Durch die einzigartigen technologischen Lösungen lassen sich manuelle Arbeitsschritte automatisieren, Prozesse optimieren und so die Kosten massiv senken.

Umgebungsgestaltung wird bei der Projektentwicklung immer wichtiger. Wie kann sich hier das FM einbringen?

Die Umgebungsgestaltung und Grünflächenpflege wird in der Projektentwicklung immer wichtiger. Grün ist für das Auge und auch für die Seele gut. Jedoch eignen sich längst nicht alle Pflanzen und deren Schutzmittel, um den Ansprüchen für naturnahe Umgebungsgestaltung gerecht zu werden. Für die Biodiversität haben wir jedoch unsere eigenen internationalen Spezialisten, die sich um das optimale Zusammenspiel der Grünflächen kümmern und auf die Wünsche unserer Kunden eingehen.

Heute ist der «War for talents» eine der grössten Herausforderungen für ein Unternehmen. Wie stark ist Vebego davon betroffen?

In der Regel bezieht man sich beim «War for Talents» eher auf Mitarbeitenden mit einer akademischen Ausbildung. Diese ausgebildeten Fachkräfte sind unabdingbar, um die Entwicklung des Unternehmens zu steuern und den Fortschritt voranzutreiben. Jedoch sehen wir auch unsere operativen Mitarbeitenden als Talente, da sie ebenso wichtige und wertvolle Stützen unserer Firma sind. Wir unterstützen und fördern unsere Mitarbeitenden, und motivieren Sie dazu, sich weiterzubilden. Aus diesem Grund bieten wir eine Vielzahl an internen Schulungen sowie auch Berufslehren für Erwachsene nach Artikel 32 an. Gleichzeitig ist es uns ein grosses Anliegen, auch jenen Menschen eine Stelle anzubieten, die es heute auf dem Arbeitsmarkt schwer haben. Zudem legen wir grossen Wert auf Teilzeitmöglichkeiten, Diversity und Inklusion.

Wie kommen diese Bestrebungen bei den Mitarbeitenden an?

Viele unserer Engagements in den verschiedenen Bereichen werden von unseren Mitarbeitenden geschätzt und getragen. Das ist sicher mit ein Grund, weshalb wir 2020 und 2022 die Auszeichnung «Great Place to Work Switzerland» und sogar die Auszeichnung «Great Place to Work Europe» erhalten haben. Darauf sind wir schon sehr stolz!

Interview: Remi Buchschacher

Christoph Ackermann ist CEO der Vebego AG. Er ist seit dem 1. Oktober im neuen Amt. Er war mehr als 20 Jahre CEO, Vice President, CFO und General Manager in nationalen und internationalen KMUs und Familienfirmen wie auch im Private Equity Umfeld.