Im 2. Quartal 2022 verzeichnet der Bauindex Schweiz einen Anstieg. Bereinigt um Saison- und Kalendereffekte erwartet die Credit Suisse für die Umsätze des Bauhauptgewerbes ein Plus von 2.7% gegenüber dem Vorquartal. Die Auftragseingänge verharren auf hohen Niveaus und die Erholung von der Corona-Krise schreitet weiter voran. Ein wesentlicher Teil der Umsatzzuwächse dürfte jedoch nicht auf eine steigende Produktion, sondern auf höhere Baupreise zurückzuführen sein. Mit dem Krieg in der Ukraine und den Lockdowns in China sind verschiedene Baumaterialien nochmals knapper und teurer geworden. Baumeistern, welchen es nicht gelingt, diese Mehrkosten auf den Bauherrn zu überwälzen, droht eine Erosion der Gewinnmarge. Gleichzeitig könnten die aktuelle geopolitische Entwicklung und der steile Anstieg der Energiekosten mittelfristig den gegenwärtigen Umbau- und Sanierungsboom noch verstärken. Viel Bewegung war in den letzten Wochen auch in der Zinslandschaft auszumachen. Aufgrund des global steigenden Inflationsdrucks hat sich auch in der Schweiz die Zinskurve versteilt und die Zinsen von Fix-Hypotheken sind seit Jahresbeginn kräftig gestiegen. Im Zuge dieser Entwicklung könnte die Schweizerische Nationalbank bereits im Dezember dieses Jahres den Leitzins anheben und 2023 zwei weitere Zinsschritte folgen lassen. Mittelfristig könnte diese Entwicklung das gegenwärtig hohe Preiswachstum bei Wohnimmobilien bremsen und Immobilienanlagen würden an Attraktivität verlieren. Der Bauindex Schweiz wird gemeinsam von der Credit Suisse und dem Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) quartalsweise publiziert.
Umbauprojekte stützen den Wohnungsbau
Im 2. Quartal 2022 steigt der Hochbauindex gegenüber dem Vorquartal um 2.5%. Verantwortlich für den Anstieg sind der Wohnungsbau (+2.8%) sowie der öffentliche Hochbau (+14.9%), während der Wirtschaftsbau von hohem Niveau ausgehend leicht nachgeben dürfte (–2.5%). Sowohl für den Wohnungs- als auch den Wirtschaftsbau rechnet die CS mittelfristig mit einer leicht positiven Dynamik, welche jedoch hauptsächlich von den steigenden Baupreisen und nicht vom Produktionsvolumen getragen wird. Weiterhin rückläufig ist das Geschäft mit dem Neubau von Wohnungen. In den vergangenen 12 Monaten wurden 6% weniger Wohnungen baubewilligt als in der Vorjahresperiode. Dieser Rückgang wird jedoch durch steigende Volumen beim Bauen im Bestand teilweise kompensiert. Ausserdem ist bei den Baugesuchen ein bevorstehender Wiederanstieg beim seit Jahren rückläufigen Neubau von Einfamilienhäusern auszumachen.
Wachstum dank Bauen im Bestand
Der Hochbauindex liegt im 2. Quartal 2022 10.4% über dem Stand des Vorjahresquartals. Dieser Zuwachs geht auf das Konto aller drei Sparten Wirt- schaftsbau (+11.7%), Wohnungsbau (+7.9%) und öffentlicher Hochbau (+18.5%). Mittelfristig ist mit keiner Trendumkehr zu rechnen. Insgesamt ist das baubewilligte Hochbauvolumen über die vergangenen zwölf Monate um 5% gestiegen, dasjenige der neu eingereichten Baugesuche gar um 6%. Ein grosser Teil dieses Zuwachses geht auf das Konto der Arbeiten im Bestand. Es wurden Baugesuche für bewilligungspflichtige Umbau-, Ausbau- und Sanierungsarbeiten im Umfang von CHF 13.7 Mrd. eingereicht – der höchste Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 1995. Auffällig viele Projekte werden weiterhin im Bereich der Logistikimmobilien geplant. Als Folge des pandemiebedingt beschleunigten Wachstums des Onlinehandels sehen sich viele Retailer und Logistiker mit einem erhöhten Flächenbedarf konfrontiert. So reichte die Schweizerische Post im Dezember ein Gesuch für den Bau eines neuen Logistikzentrums in Villmergen AG ein (Baukosten: CHF 63 Mio.).