Der Schweizer Mietwohnungsmarkt bleibt mit über 500 000 inserierten Wohnungen sehr lebhaft. Grosse Wohnungen waren von Oktober 2020 bis September 2021 gesuchter als kleine. Zu diesem Ergebnis kommt der Online-Wohnungsindex OWI des Real Estate Institute und des SVIT Schweiz.  

Die Parameter des Mietwohnungsmarkts verzeichnen seit Ausbruch der Covid-Pandemie markante Ausschläge. Auffälligster Wert ist die Gesamtzahl der auf den Schweizer Online-Immobilienmarktplätzen inserierten Mietwohnungen. In der aktuellen Beobachtungsperiode von Oktober 2020 bis September 2021 wurden 500 084 Mietwohnungen inseriert. Gegenüber der Vergleichsperiode von vor zwei Jahren – Oktober 2018 bis September 2019 und damit bis kurz vor dem Ausbruch der Pandemie – stellt dies einen Zuwachs um rund 40 000 ausgeschriebenen Wohnungen oder 8% dar. Zu diesem Ergebnis kommt der Online-Wohnungsindex OWI, der vom Swiss Real Estate Institute der HWZ Zürich und vom SVIT Schweiz halbjährlich berechnet wird, für den Zeitraum Oktober 2020 bis September 2021.

Während weiterhin viele Mieterinnen und Mieter ihre Wohnsituation verändern wollen, war der Markt phasenweise mit aussergewöhnlichen Friktionen konfrontiert – dem Lockdown und den Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, die den Wohnungswechsel erschwerten. Die entsprechende Verlängerung der durchschnittlichen Insertionszeit in der Lockdown-Periode auf 35 Tage war jedoch nur temporär. Mit der schrittweisen Aufhebung der Einschränkungen liessen sich Mietwohnungen schweizweit wieder schneller vermieten. In der aktuellen Berichtsperiode wurde sogar eine Verkürzung der Insertionszeit auf 33 Tage registriert. Dieser Wert liegt leicht unter der Insertionszeit von vor der Pandemie (Oktober 2018 bis September 2019: 34 Tage). Höhere Volumen bei kürzerer Insertionszeit bedeutet eine zunehmende Dynamik des Transaktionsmarkts und eine Abnahme der Mietdauer.

Ungleiche Entwicklung zwischen 
den Regionen


Aber nicht alle Regionen und Siedlungstypen konnten gleichermassen von kürzeren Ausschreibungszeiten profitieren. In den Zentrumslagen mussten sich die Vermieter eher länger gedulden, bis sie ihre Objekte vermieten konnten. So verlängerte sich die mittleren Insertionszeiten in den 12 untersuchten Städten um 2 auf 29 Tage.
Die Stadt Bern ist mit einer Verkürzung der Insertionsdauer um 3 auf 19 Tage nach Zürich neu auf den zweiten Platz unter den Städten mit den schweizweit kürzesten Ausschreibungszeiten vorgerückt. Dies, obwohl in Bern im Vergleich zur Vorperiode 53% mehr Wohnungen inseriert wurden und die Einwohnerzahl im bisherigen Verlauf des Jahres 2021 leicht abgenommen hat (Januar bis September: –0,5%). Die im Durchschnitt kürzeren Insertionszeiten, die sich auch in einer sinkenden Leerwohnungsquote niederschlagen, können primär mit einer erhöhten Umzugshäufigkeit erklärt werden. Eine ähnliche Entwicklung, wenn auch weniger ausgeprägt, scheint auch in der Stadt Zürich stattzufinden. Trotz einer deutlich höheren Zahl an ausgeschriebenen Wohnungen und einer nahezu unveränderten Einwohnerzahl verlängern sich die Insertionszeiten kaum. Nebst Bern verkürzte sich die Insertionsdauer einzig in Chur, dort allerdings bei rückläufigem Insertionsvolumen. Die Städte Zürich, Bern, Genf, Freiburg und Neuenburg verzeichneten alle einen Anstieg des Insertionsvolumens im Jahresvergleich um 20% und teilweise deutlich mehr.

Ländliche, deutschsprachige Kantone mit deutlich kürzeren Insertionszeiten


In 15 der 26 Schweizer Kantone wurden rückläufige Ausschreibungszeiten verzeichnet, wobei sich die Insertionszeiten in ländlichen, deutschsprachigen Kantonen am deutlichsten verkürzten (UR –14 Tage, GR –11 Tage, BE –10 Tage). Meist ging die Verkürzung mit einem sinkenden Insertionsvolumen einher (16 Kantone). Dies bedeutet, dass sich das landesweite Volumenwachstum auf 10 Kantone konzentrierte. In den Westschweizer Kantonen verlängerten sich die Insertionszeiten ausnahmslos.

Verschiebung hin zu grösseren, teureren Wohnungen


In den untersuchten zwölf Schweizer Städten verlief die Entwicklung von Ausschreibungszeit und Insertionszahl der kleinsten (1-Zimmer-Wohnung) und grössten Wohnungen (5 und mehr Zimmer) gegenläufig. Kleine und entsprechend günstige 1-Zimmer-Wohnungen müssen teilweise länger ausgeschrieben werden als grosse und teurere Wohnungen. Während 40% mehr 1-Zimmer-Wohnungen ausgeschrieben wurden, nahm die Zahl der Wohnungen mit 5 und mehr Zimmern im Jahresvergleich um 8% ab. Insgesamt stieg das Insertionsvolumen in den zwölf Städten um 15%. 
Insgesamt wurden die städtischen Wohnungsmärkte durch die Änderung der Nachfragepräferenzen besser ausbalanciert, d.h. das strukturelle Überangebot bei grossen, teuren Wohnungen und die strukturelle Überschussnachfrage nach kleinen, günstigen Wohnungen verringerten sich. 1-Zimmer-Wohnungen wurden schweizweit und in allen untersuchten Städten überdurchschnittlich häufig aufgegeben.

Der Leiter der Studie, Peter Ilg, schätzt das so ein: «Die langjährige Knappheit von kleinen, günstigen Wohnungen und das Überangebot von grossen, teuren Wohnungen in den Städten ist seit dem Ausbruch der Pandemie vorbei. Beide Wohnungstypen haben nun Insertionszeiten wie der Durchschnitt der städtischen Wohnungsmärkte. Mit der Rückkehr aus dem Homeoffice an den Arbeitsplatz werden sich die Unterschiede der Segmente aber wieder akzentuieren.»

Anmerkung zur Datengrundlage

Die Volumenangaben umfassen jeweils sämtliche Inserate (laufende und abgeschlossene) während einer Periode. Doppelzählungen in aufeinanderfolgenden Perioden sind möglich. Die durchschnittliche Insertionsdauer basiert auf abgeschlossenen Inseraten.