Wettbewerbsfähigkeit hänge davon ab, wie Firmen ihre eigenen unternehmensinternen Kernkompetenzen kontinuierlich verbessern, sagt Peter Staub, CEO von pom+. Mit dem neuen Verein The Branch Do Tank, wo er im Vorstand sitzt, soll eine Plattform für Unternehmungen geschaffen werden, um unterschiedliche Kernkompetenzen und Geschäftsmodelle in optimalen, integrierten Prozessen aufeinander abzustimmen.

Kollaboratives Arbeiten und der Wille zum Austausch über die eigenen Firmenstrukturen hinaus: So will sich der neue Verein The Branch in der Immobilienbranche präsentieren. Woher nehmen Sie die Zuversicht, dass sich bisher konkurrierende Firmen zusammensetzen werden?

Peter Staub: Die Wettbewerbsfähigkeit aller Unternehmungen im Immobilien-Lebenszyklus wird sich absehbar verschärfen. In den letzten zwei Dekaden hat der Immobilienboom mit steigenden Preisen praktisch ohne Unterbruch kontinuierlich zu mehr Wachstum in allen Bereichen geführt, was den Druck auf die Produktivität laufend abgefedert hat. Auch zukünftig stehen die Firmen im Wettbewerb. Die Wettbewerbsfähigkeit hängt einerseits nach wie vor davon ab, wie die Firmen ihre eigenen unternehmensinternen Kernkompetenzen kontinuierlich verbessern. Darüber hinaus wird aber immer wichtiger, dass die Unternehmungen lernen, ihre unterschiedlichen Kernkompetenzen und Geschäftsmodelle in optimalen, eben integrierten Prozessen aufeinander abzustimmen, um den Kunden ein besseres Leistungsversprechen abgeben zu können. Das versteht man unter einem Ecosystem. Auch zukünftig werden sich jedoch Firmen mit einem ähnlichen Geschäftsmodell konkurrenzieren. Und das ist gut so.

Also miteinander statt gegeneinander, teilen statt festhalten? Das war bisher in der Immobilienbrache nicht sehr weit verbreitet. Ist die Immobilienbranche für ein solches Konzept überhaupt empfänglich?

Die Immobilienbranche ist nicht eine Einheit. Die Frage ist nur, wer in der Immobilienbranche dafür empfänglich ist und wer den Zug verpasst.

Nicht nur Organisationen, Firmen und Menschen müssten dynamisch, flexibel und agil sein. Dasselbe gelte auch für die Gebäude, schreiben Sie auf der Website des Vereins. Wie bringen Sie diese Flexibilität in die Immobilienwirtschaft?

Indem viel mehr darauf abgestützt wird, dass die einzelnen Bauteile unterschiedlichen Lebenszyklen haben. Die Anforderungen an Technologien ändern sich sehr schnell. Demgegenüber sind Strukturen sprichwörtlich statisch. Dem ist Rechnung zu tragen zum Beispiel durch die Trennung der entsprechenden Konzepte.

Clusterbildung und Coworking sind ja nichts Neues. Wodurch unterscheidet sich The Branch von diesen Anbietern?

Eigentlich durch nichts – ausser, dass dieses Thema in der Bau- und Immobilienwelt ziemliches Neuland ist. Viele sprechen halt einfach nur davon – wir wollens umsetzen!

Echte Innovationsentwicklung und kollaboratives Arbeiten würde ja auch regelmässige Treffen und offenen Austausch unter den Firmen bedeuten. Ist das so geplant?

Genau dies ist geplant und vorbereitet. Einerseits institutionalisiert im Branch Do Tank, andererseits informell über die konkrete Zusammenarbeit «on the projects with the client».

The Branch soll eine national ausgerichtete Unternehmerplattform «für eine integrierte Immobilienwelt» werden, so die Mission. Dies wird aber wohl ohne Verbandsstrukturen nicht möglich sein. Worin wird sich The Branch von den bisherigen Immobilienverbänden unterscheiden?

Unsere Mission ist eine integrierte Immobilienwelt. Voraussetzung dafür sind integrierte Prozesse. The Branch Do Tank ist deshalb im Gegensatz zu all den anderen Verbänden, die jeweils eine Berufsgruppe oder eine spezifische isolierte Branche vertreten, eine Organisation, bei welchem die Mitglieder und der Vereinsvorstand bewusst den ganze Immobilien-Lebenszyklus abdecken und vertreten.

Wird dies nicht zu mehr Unübersichtlichkeit im Verbandswesen führen?

Das Ziel ist, in unserem Verbandswesen neue Impulse zu setzen….

Mit The Branch wird quasi ein neues Kommunikationsnetz über den ganzen Lebenszyklus von Immobilien geschaffen. Müssten nicht vor allem die Ausbildungsstätten diese Funktion übernehmen?

Die Ausbildungsstätten reagieren auf die Bedürfnisse der Wirtschaft. Wir sind gefordert, den Bildungsinstitutionen aufzuzeigen, dass ihre Absolventen mit neuen Denkmustern grössere Chancen haben werden und einen wichtigen Beitrag an die Weiterentwicklung unserer Branche zum Wohle der Gesellschaft leisten können.

Es entstehst also ein richtiges Innovationszentrum für Firmen in Planung, Bau und Betrieb. Wie sollen die Erkenntnisse aus dem Zusammenwirken dieser bisher voneinander isolierten Geschäftsphasen festgehalten werden?

Indem wir die Erkenntnisse umgehend in der Praxis umsetzen. Der Name ist Programm: The Branch Do Tank.

Sie werden also, sobald es die Covid-Situation zulässt, vor allem Veranstaltungen durchführen. Doch es gibt bereits unzählige Veranstalter, die in diesen Bereichen Workshops, Kongresse, Talks oder Gesprächgsrunden anbieten. Wodurch wird sich The Branch von diesen unterscheiden?

Wir sehen uns absolut nicht als Eventveranstalter. Die Wirkung in unserem Ecosystem und in der Branche ist unsere einzige Mission. Wir möchten deshalb vor allem die dafür notwendigen Themen setzen und sind nur dann aktiv, wenn es etwas bringt.

Interview: Remi Buchschacher

The Branch Do Tank

Die Dialogplattform Branch Do Tank ist ein Verein, der sich als Impulsgeber für die Transformation der Bau- und Immobilienindustrie in Hinblick auf die vertikale und horizontale Integration versteht. Mitglieder sind die Firmen: Amberg Logaly AG, Burckhardt + Partner AG, Halter AG, Mépp AG, Pfiffner AG, pom+ Consulting AG, Seidel & Partner, Stücheli Architekten AG, Tend AG. Der Branch Do Tank sieht sich als Organisation, die Anstösse und Ideen für neue Prozesse und Zusammenarbeitsmodelle von Mitgliederfirmen, Bildungsinstitutionen und anderen Verbänden aufnimmt, um sie in der Praxis zu testen und einzuführen, indem sie diese Erfahrungen mit ihren Mitgliedern teilt.