Im Kanton Zürich erwartet das Immobilien-Research der Zürcher Kantonalbank 2020 ein Preiswachstum von 4 Prozent, 2021 ein Wachstum von 3 Prozent. Dies geht aus der neusten Ausgbe von Immobilien aktuell» der ZKB hervor. Infolge der Pandemie ziehen 65- bis 80-Jährige seltener um. Dies verknappt das Angebot an verfügbaren Eigenheimen um 10 Prozent und stützt die hohen Preise.
Schweizweit und im Kanton Zürich steigen die Eigenheimpreise kräftig an. Gerade das Hochpreissegment floriert. In der Schweiz wurden im ersten Halbjahr 2020 so viele Einfamilienhäuser in einer Preislage über 3 Mio. Franken und Eigentumswohnungen über 2 Mio. Franken inseriert wie schon seit über drei Jahren nicht mehr. Trotz hoher Preise fanden die Verkäufer in der Regel problemlos Abnehmer. Ursina Kubli, Leiterin Immobilien-Research der Zürcher Kantonalbank, beobachtet eine neue Entwicklung: «Verkäufer von Einfamilienhäusern geben beim Preis in der Regel etwas nach. Dieser Preisabschlag ist in der aktuellen Situation praktisch verschwunden.» Eine mögliche Erklärung liefert der so genannte Cocooning-Effekt: Die Menschen geben freie Mittel weniger auswärts aus, sondern vermehrt für Anschaffungen, die das Wohlbefinden zu Hause steigern. Kunden, die sich schon früher ein Eigenheim leisten konnten, bisher aber bewusst auf die eigenen vier Wände verzichtet haben, entscheiden sich plötzlich für einen Eigenheimkauf. Der Cocooning-Effekt dürfte weiterhin für steigende Eigenheimpreise sorgen. Kubli prognostiziert für 2021 in der Schweiz ein Preiswachstum von 2 Prozent und im Kanton Zürich von 3 Prozent.
Überraschung am Mietwohnungsmarkt: Es wird am richtigen Ort gebaut
Steigende Mietwohnungsleerstände waren in den vergangenen Jahren das grösste Risiko bei Wohnimmobilien. Die Leerstände dürften zwar weiter steigen, doch der Anstieg wird nicht ausser Kontrolle geraten. Erstens bleibt die Netto-Zuwanderung aufgrund des Rückgangs der Auswanderung robust. Zweitens sind weniger Wohnbauprojekte geplant als in den Vorjahren. Drittens – und da liegt die grösste Überraschung – wird wieder vermehrt dort geplant, wo auch die Nachfrage gross ist: in den Städten. Wurden in den Vorjahren viele grosse Wohnüberbauungen in der Agglomeration auf grüner Wiese geplant, befinden sich aktuell zahlreiche städtische Grossprojekte in der Vorbereitung. Damit wird auch der Mietwohnungsmarkt trotz Covid-19 nicht so rasch in Schieflage geraten. Das Immobilien- Research der Zürcher Kantonalbank prognostiziert in der Schweiz und im Kanton Zürich für das nächste Jahr einen Anstieg der Angebotsmieten von jeweils 1 Prozent.
Verändertes Umzugsverhalten verknappt Eigenheimangebot
Corona könnte die Wohnbedürfnisse nachhaltig prägen: Das Immobilien-Research hat die gemeldeten Umzüge zwischen April und September 2020 im Kanton Zürich analysiert und festgestellt, dass während der Pandemie deutlich weniger 65- bis 80-Jährige umziehen als vor der Krise. Im Vergleich zum langjährigen Mittel sind dies 10 bis 20 Prozent weniger. Zudem wurde der Einzug ins Altersheim öfter vertagt. Bei einer Eigenheimquote von über 40 Prozent in dieser Altersgruppe sind zwischen April und Ende September im Kanton Zürich gemäss der Analyse der Zürcher Kantonalbank über 120 Eigenheime weniger auf den Markt gekommen. Dies entspricht 10 Prozent weniger Transaktionen gegenüber dem langjährigen Durchschnitt und verknappt das Angebot zusätzlich. Zudem ziehen junge Erwerbstätige bei einem Umzug weiter weg von Zürich als vor der Krise. Dies deutet das Immobilien-Research als Antwort auf das vermehrte Arbeiten im Home-Office. Sollte sich das zeitweise Arbeiten von Zuhause aus durchsetzen, werden dezentrale Ortschaften zu den Gewinnern gehören.
Quartierläden profitieren von der Krise
Vom vermehrten Arbeiten aus dem Home-Office profitiert hat dieses Jahr auch das lokale Gewerbe in den Wohnquartieren. «Normalerweise führt eine Krise zum berüchtigten ‹Lädelisterben› in den Quartieren. Aktuell ist es gerade umgekehrt: Die grössten Umsatzeinbussen sind an den sehr zentralen Lagen zu verbuchen. Die Betriebe in Wohngebieten haben dafür alle Hände voll zu tun», sagt Ursina Kubli. Eine Auswertung der Umsätze der Geschäftskunden der Zürcher Kantonalbank zeigt, dass sich die Umsätze in der Agglomeration während des Frühlings-Lockdowns teilweise mehr als verdoppelt haben.