Das Bundesamt für Statistik (BFS) publiziert im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) erstmals eine Statistik zu den Tourismusinvestitionen. Diese soll künftig jedes Jahr im Juli im Rahmen des Fachbereichs 10 «Tourismus» veröffentlicht werden.
Das sozioökonomische Umfeld des Schweizer Tourismus wandelt sich ständig. Neue Destinationen und touristische Erschliessungen schaffen neue Konkurrenz. Die Konsumgewohnheiten, Bedürfnisse und Anforderungen der Gäste verändern sich, nicht zuletzt durch die demografische Entwicklung. Um in diesem Umfeld bestehen zu können, müssen die Rahmenbedingungen kontinuierlich evaluiert und verbessert und der Produktionsapparat laufend angepasst und modernisiert werden. Investitionen spielen in den Bergregionen dabei eine zentrale Rolle.
Die Tourismusgemeinden verzeichneten im Jahr 2016 Bauinvestitionen in Höhe von 2,5 Milliarden Franken. 17,3% davon betrafen die touristische Beherbergung sowie Tourismus-, Freizeit- und Verkehrsanlagen. 61,2% der Investitionen wurden für Neubauten getätigt. Zum Vergleich: Die Bauinvestitionen in der übrigen Schweiz beliefen sich auf 52,1 Milliarden Franken. Davon entfielen 6,4% auf den Tourismussektor und 65,6% auf Neubauten.
Während im Jahr 2016 4,6% der gesamten Bauinvestitionen in der Schweiz in touristischen Gemeinden getätigt wurden, belief sich dieser Anteil bei den Freizeit- und Tourismusanlagen sowie Kulturbauten auf 6,8%, bei den Verkehrsanlagen auf 9,1% und bei der touristischen Beherbergung sogar auf 21,4%. Das Gewicht der Tourismusgemeinden ist in der letztgenannten Kategorie also besonders ausgeprägt.
Über den ganzen Berichtszeitraum hinweg ist kein klarer Wachstumstrend zu beobachten. In jüngster Zeit, das heisst 2016 und 2017, stiegen die Investitionen (mit Ausnahme der Verkehrsanlagen 2017) an. Bauinvestitionen sind generell konjunkturabhängig. Öffentliche Investitionen sorgten zwar für eine gewisse Ankurbelung, doch sind die Wirtschaftskrisen der Mitte der 1990er-Jahre sowie Anfang und Ende der 2000er-Jahre in der Zeitreihe nach wie vor klar erkennbar. Die Investitionsspitzen stehen im Wesentlichen im Zusammenhang mit Neubauten.
Der Anteil der Tourismusgemeinden an den gesamten Bauinvestitionen sank zwischen 1995 und 2017 von 6,2% auf 4,4%. Im Jahr 2013 betrug dieser Anteil noch 5,5%. Der Rückgang des Anteils der Tourismusgemeinden seit 2013 ist nicht auf geringere Gesamtinvestitionen in die drei touristischen Bauwerkkategorien zurückzuführen. Im Gegenteil, diese sind zwischen 2013 und 2017 in absoluten Zahlen und relativ betrachtet gestiegen. Der Rückgang hängt hingegen mit den Investitionen in Wohnbauten und Einfamilienhäuser in den Tourismusgemeinden zusammen, die in diesem Zeitraum 20,9% einbüsten. Der Rückgang der Investitionen in Neubauten (–25,8%) war viel stärker als der Rückgang der Investitionen in Umbauten (–3,2%).
Bei den Verkehrsanlagen zeigt sich, dass die Umbauten die Neubauten seit Ende der 2000er-Jahre klar übersteigen. Bei der touristischen Beherbergung ist ab Mitte der 2000er-Jahre das Gegenteil der Fall: Die Investitionen in Neubauten stiegen deutlich an, während das Investitionsniveau bei den Umbauten ziemlich stabil blieb. Da zwei Drittel der Tourismusgemeinden in den Kantonen Graubünden, Uri und Wallis liegen, besteht ein Zusammenhang zwischen den Investitionen der Tourismusgemeinden und der Entwicklung der Tourismusinvestitionen in diesen Kantonen.
Einige der beobachteten Entwicklungen in den Tourismusgemeinden sind eindeutig mit der Entwicklung der Investitionen in den drei Alpenkantonen verbunden. So sind die Investitionsspitzen in den Jahren 2007 und 2011 im Wesentlichen auf die Investitionen in Graubünden zurückzuführen. Seit Ende der 2000er-Jahre ist auch im Kanton Uri eine Zunahme der Investitionen zu verzeichnen. Der Grund dafür ist ein Immobilien- und Tourismusgrossprojekt auf dem Gebiet der Gemeinde Andermatt, die zu den touristischen Gemeinden gehört, in das in den letzten Jahren massive Investitionen geflossen sind.